ET08 Ein Tempel für Eisentann 1

Aus Tobrien Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche


Briefspiel
Ein Tempel für Eisentann 1
Region: Ysilien
Ort: Junkertum Eisentann
Zeitraum: 1043 BF
Beteiligt: Cendrasch Sohn des Chrysoprax
Kapitel:


Junkertum Eisentann im Winter des Jahres 1043 BF

Es war Ende des Hesinde- Mondes, da Cendrasch in seinem Arbeitszimmer saß und über einem Stück Pergament grübelte. Es war leer, noch kein einzelner Buchstabe war darauf zu finden und der Junker wusste nicht, wie er mit dem beginnen sollte was er niederzuschreiben gedachte. Der Blick des Angroschos schweifte ab zu der einzelnen Kerze, die auf seinem Schreibtisch stand und den Raum nur spärlich beleuchtete. Viel Licht benötigte der Zwerg nicht, waren seine Augen, wie bei jedem Mitglied seiner Rasse doch an die Dunkelheit unter Tage gewöhnt. Draußen tobte der erste Schneesturm und ließ das Holz der gründlichst verramelten Fensterläden immer wieder ächzen und knarren. Drinnen war es kühl, denn nur die gute Stube des Herrenhauses der Hochmotte von Waidbruch wurde durch seinen Kamin beheizt. Kleinere Feuerschalen wurden bei bedarf an Ort und Stelle aufgestellt, doch normal hielt man sich in der Stube auf und vertrieb sich dort gemeinsam die Zeit. Längst war Waidbruch weitesgehend von der Außenwelt abgeschnitten, weit mehr als ein Spann Schnee lag ringsum das Wehrdorf. Cendrasch seufzte. Es half nichts, der Brief- seine Bitte, würden sich nicht von alleine formulieren und zu Pergament bringen. Er musste es schon selbst tun, also begann er widerwillig mit steifen Fingern in den ihm nicht unbekannten, aber dafür ungeläufigen kusliker Zeichen zu schreiben. Seine Buchstaben waren nicht schön geschwungen, wie man es bei jenen Schriftzeichen erwartet hätte, sondern hart und fast schon ‘eckig’. Dies lag jedoch nicht an der vorherrschenden Kälte und der Steifheit seiner Glieder, sondern an den Rogolan- Runen seiner Muttersprache, deren harte Charakteristik sich in dem Brief des Junkers wiederspiegelte.


Wehrdorf Waidbruch im Junkergut Eisentann am 21. Hesinde des Jahres 1043 nach dem Fall der Hunderttürmigen

Gehrte Wahrerin der Glut Prolegatin der Kirche des Ingerimm Drabelstein

Seit eurem Besuch in Eisentann ist mittlerweile einige Zeit verstrichen und weitere Wagenladungen ‘Altlasten’ haben Mal mehr und Mal weniger reibungslos ihren Weg in die Bleikammern eurer Kirche gefunden, wie es von euch gewünscht ist. Leider, so muss ich euch gestehen, bereitet mir die Lagerung des sichergestellten, verfluchten Metalls immer noch Kopfschmerzen und das im wörtlichen Sinne. Ich spüre seine Präsenz, die Ausdünstungen seiner Verderbtheit buchstäblich bis ins Mark. Seine Anwesenheit bereitet mir körperliche Leiden und nicht nur mir, auch meine Untergebenen sind davon betroffen. Anfangs habe ich es leichthin abgetan, jedoch bin ich mittlerweile zu der festen Überzeugung gekommen, dass die Koschbasaltkammer nicht mehr der rechte Aufbewahrungsort für jene Altlasten ist. Diese Erkenntnis ist es, die mich dazu veranlaßt hat euch diesen Brief zu schreiben. Kurzum, ich möchte euch bitten euren Vater meine Bitte vorzutragen einen Tempel in Eisentann weihen zu lassen und einen Geweihten zu entsenden. Gesegneter Boden wird vielleicht besser imstande sein die Auswirkungen der Unerze einzudämmen. Für einen Neubau fehlen mir jedoch einfach gesagt die Mittel. Waidbruch ist nicht groß und verfügt zudem nicht über viele Gebäude, die in dieser Hinsicht in Frage kommen würden. Ich habe ein kleines, solides Steinhaus mit angebauter Schmiede ins Auge gefasst, dessen Esse inzwischen durch einen Vertreter meiner Rasse befeuert wird. Ich schreibe euch in dieser Angelegenheit, weil ich den Eindruck hatte, dass ihr durch euren Besuch eine Vorstellung von den Gegebenheiten hier bei uns erhalten habt und das ihr dadurch wie ich zu der Überzeugung kommt, dass meiner Bitte stattgegeben werden sollte.

Cendrasch, Sohn des Chrysoprax, Junker von Eisentann

(Brief an die Prolegatin der Ingerimmkirche Zelda Darbelstein, übergeben durch einen Vertrauten des Junkers im Firun desselben Götterlaufs in Perainefurten)

~*~

Die Lunge schmerzte mit der Zeit immer stärker und auch die feinen Stiche in den Armen und Beinen nahmen immer mehr zu. "Pause!" rief Zelda Darbelstein in die Runde. "Ich werde auch nicht jünger..." dachte sie bei sich. Für sie waren die täglichen Übungseinheiten mit dem Kriegshammer noch immer eine willkommene Abwechslung zum eher steifen Protokoll im Zwölfgöttlichen Konzil. Geübt wurde in einer vor langer Zeit umgebauten Scheune, welche unmittelbar an das Areal des Konzils grenzte und auch den anderen Kirchen zur Verfügung stand. Vor allem die Rondrianer nutzten die Scheune, während sich die Bannstrahler des Herrn Praios eher zurückhielten und ihre eigenen Räumlichkeiten bevorzugten. Wobei die Zahl der bewaffneten Kirchentruppen in Perainefurten im Laufe der letzten Monde deutlich abgenommen hatte. Viele waren mittlerweile ausgeschwärmt oder ganz versetzt worden. Nach dem Ende des großen Krieges gab es mittlerweile wieder neue Betätigungsfelder. Wobei - genug zu tun gab es in Tobrien nach wie vor. Ingerimms Hammerschwingerinnen - so nennt sich die kirchliche Einheit der Ingerimmkirche in Tobrien - bestand ausschließlich aus Frauen und war komplett in Tobrien geblieben. Ihr Vater, der derzeitige Legat und einer der wenigen noch verbliebenen Gründungsmitglieder des Konzils hatte sich stets leise zurückgehalten, wenn es darum ging, kirchliche Truppen aus Tobrien abzuziehen. Zumal die kleine Einheit nie im Fokus stand. Da spielten die Rondrianer und Praioten schon eine ganz andere Rolle und hatten eine größere Bedeutung. "Sollen sie doch," pflegte ihr Vater zu sagen "es gibt auch so noch genug in Tobrien zu tun und die Spuren des Widersachers des feurigen Herrn sind noch allgegenwärtig." Sie sah sich in der Scheune um. Neben einigen Veteraninnen waren viele junge Frauen neu hinzugestoßen um die unweigerlich auftretenden Lücken zu schließen. "In dem Alter war ich auch, als alles begann und ich die Führung der Truppe übernehmen musste oder besser gesagt durfte. Es wird vielleicht Zeit sich jemanden auszuschauen, der irgendwann mal die Nachfolge antritt. Alwine vielleicht, oder Dorit, oder..." Sie wurde in ihren Gedanken jäh unterbrochen, als ein Gardist der Wolfengarde auf sie zutrat und ansprach. "Euer Gnaden - eine Botschaft für Euch persönlich." Zelda verdreht kurz die Augen. Sie war lediglich eine Akkoluthin und keine Geweihte des Ingerimm. Daher die falsche Ansprache. Nicht das sie Wert auf korrekte Ansprachen legen würde, aber sie wollte sich auch keine Titel erschleichen, welche sie nicht verdient. "Ja, danke." murmelte sie und der Gardist machte auf dem Absatz kehrt. Sie hielt nun ein Schriftstück in den Händen, welches wohl schon durch viele weitere Hände gegangen sein muss. Jedenfalls war es an manchen Stellen fleckig und feucht geworden. Sie erbrach das Siegel und entfaltete das Papier. "Geehrte Prolegatin der Kirche... soso ... aha ... naja ... " Nach der Lektüre faltete sie den Brief wieder zusammen. "Pause zuende, Alwine, du übernimmst die Aufsicht und Anleitung. Ich muss ins Konzil."

Ihr Vater hatte Ingerimm sei Dank eine längere Schmiedearbeit gerade beendet. Ihn während eines Schmiedevorgangs zu stören war nur in allergrößten Notsituationen erlaubt. Er konnte sehr ungehalten werden. Sie betrachtete ihren Vater kurz. Er hatte lediglich die normale Bekleidung eines Schmiedes an. Nichts deutete darauf hin, dass hier der oberste Ingerimm-Geweihte Tobriens stand. Leichter Schweiß stand ihm noch auf der Stirn und benetzte auch seine Oberarme. Er war optisch kein kräftiger Mann mehr und auch sein Haar war seit vielen Jahren ergraut und lichtete sich immer mehr. Beim Schmieden jedoch hatte er immer noch seine Gottgegebene Kraft wie eh und jeh. Er trank einen Schluck Wasser und faltete den Brief nach der Lektüre zusammen. "Was meinst du zu dem Ansinnen, Zelda. Du bist dort gewesen." "Nun, ich kann dem Vorhaben schon was abgewinnen. Du musst dort ja keinen Groß-Tempel errichten oder sowas. Mit Unmetall ist nicht zu scherzen." Ignatzius Darbelstein hob eine Augenbraue ob der Floskel am Ende ihrer Ausführungen. "Ein Groß-Tempel wird es sicher nicht werden. Natürlich. Aber seine Idee mit dem Steinhaus könnte funktionieren. Die viel größere Frage die ich mir stelle ist die, welchen Geweihten wir dorthin entsenden. Schließlich soll er ja wohl auch dort bleiben. Geweihte des feurigen Herrn sind in Tobrien nicht dicht gesät. Die derzeitigen Novizen sind noch nicht für eine Weihe bereit. Allenfalls Gedeon. Der aber auch frühestens in einem halben Götterlauf." Er grübelte vor sich hin und warf seine Stirn in Falten. "Wir machen es so: Du reist mit Gedeon nach Eisentann und schaust dir mit ihm die Lage vor Ort an und bewertest sie. Dann entscheiden wir endgültig."

~*~

Wehrdorf Waidbruch im Junkergut Eisentann, Anfang Peraine 1043 BF

Der Frühling zeigte sich im anbrechenden Peraine- Mond von seiner unbeständigen Seite. Es war ein kühler, regnerischen Tag, an dem die Delegation der Ingerimm- Kirche, aus Perainefurten kommend das Wehrdorf Waidbruch im Junkergut Eisentann erreichte. Ein einzelner, langgezogener Hornstoß erscholl, als die Gruppe, bestehend aus der Protegatin Zelda Darbelstein, dem Novizen Gedeon und zwei Frauen der Hammerschwingerinnen als Bedeckung, allesamt hoch zu Roß in Sichtweite des Palisadenwalls kamen, der den Ort umfriedete. Auf dem Wachturm des Hügels der Hochmotte, welche im Zentrum des Wehrdorfs lag, war man offenbar sehr aufmerksam. Ebendort war als erstes Bewegung auszumachen. Sie ritten auf dem aufgeweichten Karrenweg weiter, der zum offenstehenden Tor hin führte, welches durch hölzerne Wehrtürme eingefasst und von einem überdachten Wehrgang überspannt wurde. Dort waren kurze Zeit später zwei Wachsoldaten zu erkennen- oder besser gesagt nur zwei Helme, die über die Brustwehr ragten. Mit Sicherheit waren die Armbrüste gespannt dachte Zelda. So nah an der Grenze zu Schwarztobrien, musste der Junker immer mit unliebsamen Besuch rechnen. Im näherkommen erkannte die Prolegatin Einzelheiten. Vor allem der Palisadenwall sah inzwischen deutlich robuster aus, als bei ihrem ersten Besuch. Zudem waren große Teile eines Grabens rund um das Wehrdorf ausgehoben und mit angespitzten Pfählen bestückt worden. Das auffälligste jedoch war der absonderlich geformte Schädel, der neben dem Wappenschild Eisentanns über dem Tor hing. Er gehörte keinem Menschen. Aber welches Tier hatte einen so großen, langgezogenen Schädel mit derart riesigen Fängen? Zelda wusste es nicht. Das Tor indes blieb geöffnet und vom Wehrgang her war ein stark akzentuiertes "Angrosch zum Gruße und Willkommen in Waidbruch", zu vernehmen, als sie in das Wehrdorfs hineinritten. Die Wappenröcke mit dem Zeichen der Ingerimmkirche, die Zelda und Gedeon trugen, hatten die Wachen offenbar beruhigt und sie von der Rechtschaffeheit der Besucher überzeugt.

Auf dem offenen Platz hinter dem Tor eilte ihnen sogleich ein hagerer Waffenknecht in einem abgewetzten Wappenrock entgegen. “Hohe Herrschaften”, sprach er hastig. “Gebt mir eure Pferde, ich bringe sie in einen Stall und werde sie versorgen lassen.” Kaum da die Delegation aus Perainefurten abgesetzt und ihre Rösser in die Obhut des Knechts gegeben hatte, marschierten drei gerüstete Angroschim zwischen den Häusern hindurch auf sie zu. Es war Cendrasch, flankiert von seinen beiden Vertrauten Groth und Gorm, den Zwillingsbrüdern und Söhnen des Grimmgax. Der Junker zeigte ein breites Lächeln als er auf die Repräsentanten der Ingerimmkirche zutrat und vor Zelda Darbelstein zum stehen kam. “Angrosch zum Gruße. Ich freue mich, dass ihr gekommen seid”, hieß er seine Gäste willkommen. “Ich hoffe die Reise hat euch keine unvorhergesehenen unannehmlichkeiten bereitet.” Kurz wandt sich der Junker direkt an den Mann an Zeldas Seite und nickte diesem mit einem “Euer Gnaden” zu, bevor er auch die beiden Hammerträgerinnen begrüßte.

“Ingerimm auch mit euch. Wie es scheint, hat er meine Schritte erneut sicher nach Waidbruch gelenkt. die Reise war erfreulicherweise ohne besondere Vorkommnisse.” Zelda deutete eine Verbeugung an. “Ich darf euch die besten Grüße meines Vaters, des Legaten der Ingerimmkirche in Tobrien, seiner Hochwürden Ignatzius Darbelstein überbringen. Er hat eure Botschaft erhalten.” Damit deutete sie auf den jungen Mann an ihrer Seite. “Dies ist der Lehrling des Ingerimm Gedeon, Gedeon Tannbruck. Er ist in den letzten Monden seines Noviziates.” Der junge Mann nickte ergeben in Richtung des Angroschim. “Es ist mir eine große Ehre einen Vertreter von Angroschs auserwähltem Volke kennen zu lernen.” “Wie ich gemerkt habe, ist das Wetter in diesem Landstrich nach meinem letzten Besuch nicht unbedingt besser geworden.” Sie zwinkerte in Richtung des Junkers. “Ich habe Bruder Gedeon viel von eurer Gastfreundschaft erzählt. Bei einem guten Bier und etwas zu Essen erzählt es sich besser. Dann habt ihr sicher auch Gelegenheit uns zu berichten, was es mit diesem seltsamen Schädel auf sich hat, der über dem Tor hängt.” Mit einem zustimmendem Nicken und einem kräftigen Klatschen in seine Hände, welches kundtat, dass der Junker ein Mann der Tat und weniger der Worte war, gab der breitschultrige Zwerg seinen Untergebenen zu verstehen, dass er gedachte den Wunsch der Prolegatin zu erfüllen. Die beiden Bewaffneten machten auf dem Absatz kehrt und marschierten los. Unterwegs zum Herrenhaus, welches im inneren Verteidigungswall auf dem Hügel der Hochmotte lag, berichtete Cendrasch von dem ‘Schmuck’ über dem Tor des Wehrdorfes. “Nun, um eure Frage zu beantworten, wir hatten unliebsamen Besuch vor einigen Wochen. Die Bestie... der Werwolf”, verbesserte sich der Junker, “forderte Tote und auch wir, die wir ihn jagden und letztlich zur Strecke bringen konnten, hatten viel Glück.” Cendraschs Blick schweifte grimmig zu Zelda und dann zu dem Novizen. “Wir hatten keine versilberten Waffen. Ein Fehler, den wir inzwischen behoben haben. Ich und meine engsten Vertrauten tragen nun stets Klingen bei uns, die aus einem gewissen Anteil an Silber gefertigt wurden. Ich habe dem Vieh eine Wunde verpasst, von der sich kein Wesen erholen sollte, dass unter den Augen des Allvaters gefallen findet und doch…”, Cendraschs Stimme stockte und sprach von der tiefen Erschütterung, die die Begegnung mit dem Werwolf hinterlassen hatte, “sie heilte so rasch… Ohne den Hieb von Groth, der ihn Köpfte, hätte er mich wohl zerfleischt.” Eine kurze Pause entstand, in der der Junker seinen Gedanken an den überwundenen Schrecken nachhing. Doch ebenso rasch, wie er ins Grübeln verfallen war, endete es, indem er unwirsch den Kopf schüttelte und leicht gereizt verkündete: “Den abgeschlagenen Schädel nahmen wir mit und hängten ihn auf. Er dient gleichwohl als Mahnung der Einwohner, was fern des Walls lauern mag, ebenso aber als Warnung für jedwedes Gezücht, dass sich Waidbruch nähert, es sich gut zu überlegen mit wem es sich anleget.”

“Respekt - einem Werwesen Herr zu werden ist keine leichte Sache und ein sehr gefährliches Unterfangen.” Zelda blieb kurz stehen und blickte nachdenklich. Gleichwohl als hing sie einer Erinnerung oder einem Gedanken nach. “Solange es noch den Usurpator Arngrimm gibt, werden wir uns sicher auch noch lange seinen Kreaturen stellen müssen. Ich würde mir erlauben, im Konzil von dieser Sache zu berichten.”

“Tut dies und überbringt dem Gremium meine Grüße”, bekräftigte der Junker die durch Zelda geäußerte Absicht.

Wenig später schon, saßen die Prolegatin, der Novize und der Junker in der guten Stube des Steinbaus. Das Feuer, welches im gemauerten Kamin brannte, sorgte für eine angenehme Wärme, welche es zudem ermöglichte die klamme Kleidung aufzuhängen und zu trocknen. Die heimelige Umgebung hob die Stimmung Cendraschs wieder und so sorgte er rasch für Speis und Trank. Kurz darauf schon wurde den hohen Herrschaften neben dem in Gesellschaft des Zwergen obligatorischen Bier frische Gemüsesuppe aufgetischt. Die Bedeckung der Delegation der Ingerimmkirche wurde derweil in der Küche mit versorgt. Gorm und Groth, die beiden Leibwachen des Junkers, gesellten sich zu den beiden Hammerschwingerinnen. Während gegessen wurde, berichtete Cendrasch Zelda in der guten Stube, die fast vollständig getäfelt war, wie er die letzten Monate in Eisentann verbracht hatte, welche Fortschritte und Entdeckungen sie- er und seine Männer gemacht hatten und auch, wieviel Stein an Unerzen geborgen worden waren. Dann, nachdem der Junker seine eigene Schüssel geleert und sich mit seinem Humpen Bier im geschnitzten Lehnenstuhl zurückgelehnt hatte, kam er auf den Grund des Besuchs zu sprechen. “Nun, wie denkt euer Vater über mein Ersuchen? Da er euch und Meister Tannbruck entsandte denke ich, dass er es nicht leichthin abweisen will.”

“Seine Hochwürden steht dem Unterfangen sehr wohlwollend gegenüber. Er bedenkt seine Meinung wohl und mit Bedacht. Er muss viele Dinge berücksichtigen und abwägen. Eure Argumente sind schon durchschlagend. Auch euer Vorschlag was die Heimstatt des Tempels anbelangt klingt grundsätzlich gut. Wir würden das von euch geschilderte Steinhaus gerne später noch in Augenschein nehmen um dessen Eignung abschließend beurteilen zu können.” Sie nahm noch einmal einen tiefen Schluck aus dem Humpen und stellte diesen dann sorgsam vor sich ab und dreht ihn ein paar Mal hin und her. Anschließend fuhr sie fort: “Die Kirche des Herrn Ingerimm genießt einen ausgezeichneten Ruf in Tobrien. Allerdings sind die Ressourcen der Kirche - insbesondere die personellen - begrenzt. Um es genau zu sagen: Wir haben nicht genügend Geweihte.” Sie blickte hinüber zu Gereon, welcher das Bier dankend abgelehnt und stattdessen einen heißen Tee bevorzugte. “Bruder Gereon ist der Novize, welcher derzeit am weitesten in seiner Ausbildung fortgeschritten ist. Ich sagte ja, nur noch wenige Monate, dann wäre er soweit. Wenn es dem Herrn, dem ewigen Baumeister gefällt, erhält er dann die Weihe. Daher sind wir aus zwei Gründen hier. Wir wollen uns zum einen die räumlichen Möglichkeiten ansehen. Zum anderen wollen wir am Ende des Tages versuchen zu beurteilen, ob ihr hier einen Geweihten benötigt, oder ob ein erfahrener Akoluth oder eine erfahrene Akoluthin nicht auch ausreicht. Versteht mich nicht falsch, wir verstehen euer Ansinnen wohl, aber uns erreichen einige Anfragen aus ganz Tobrien, Warunk und Beilunk mit ähnlichen berechtigten Wünschen.”

“Das verstehe ich natürlich.” Nachdenklich nickte Cendrasch, um dann noch anzufügen: “Solange geweihter Boden geschaffen wird, um das Unerz im Zaum zu halten, hilft uns auch ein Laienpriester weiter.

Gereon räusperte sich an dieser Stelle. “Ich habe mich in den vergangenen Monden durchaus mit dem Thema Unerze beschäftigt. Wie ihr wisst, ist es ja auch ein sehr wichtiges Thema für seine Hochwürden. Ich würde darum gerne eine Nacht in der Nähe der Kammer verbringen, in der dieses Unerz gelagert wird. Ich möchte gerne ein spirituelles Gefühl dafür bekommen um besser beurteilen zu können, welches Werkzeug uns der feurige Herr in die Hände legen kann um diesem Problem Herr zu werden. Wäre das ein Weg? Dann können wir uns morgen mit dem Haus beschäftigen, welches als Tempel dienen könnte.”

“Das ist ein Vorschlag, dem ich viel abgewinnen kann”, entgegnete der Junker. Ganz offensichtlich gefiel dem Zwergen diese ‘praktische’ Herangehensweise. “Ich lasse euch das Bett in meiner Kammer herrichten, dann schlaft ihr direkt über der Stiege zur Koschbasaltkammer. Nur wenige Schritt von dem verfluchten Erz entfernt.”

~*~

Ruhe kehrte ein. Nur dann und wann waren knarrende Dielenbretter zu vernehmen. Der Junker lebte allein, besaß keine Familie, die er mit nach Tobrien gebracht hatte, doch seine Vertrauten wohnten mit ihm im Herrenhaus. Regen prasselte auf das durch Schiefer gedeckte Dach und der Wind ließ immer wieder verrammelte Fensterläden klappern. Während Zelda Darbelstein in einem Gästezimmer untergekommen war, lag der Novize Gereon im Bett des Junkers. Der Raum war gleichzeitig Schlaf- wie auch Arbeitszimmer, jedenfalls ließ der schwere Schreibtisch, auf dem unter anderem ein Federkiel stand und das sich dahinter befindende Regal, welches auch einige Bücher enthielt, darauf schließen. Besonders war das große Hirschgeweih über der einzigen Tür des Raums, welche zum Flur führte. An eines der Enden hatte jemand- wahrscheinlich der Junker einen Prunkhelm gehängt. Die Zier auf dem polierten Metall zeigte einen Keiler mit kurzem Rosshaarkamm auf dem Rücken- ganz offensichtlich ein Andenken an die Zeit, da der Sohn des Chrysoprax im Kosch gedient hatte, wie es Gereon beim Essen erfahren hatte.

Die Nacht brach herein und göttergewollte Schwere ergriff von Gereon Besitz. Die Schale mit den glimmenden Kohlen neben dem Bett, der große, schwere und vor allem heiße Stein aus dem Kamin, der ihm unter die Decke gelegt worden war und der Regen draussen erschufen eine heimelige Stimmung, der er sich durch die Strapazen der Reise bedingt rasch ergeben musste.

Schweißgebadet schreckte Gereon aus dem Schlaf und sah sich hektisch um. War da etwas gewesen? Hatte er nicht ein Scharren oder Kratzen wahrgenommen? Oder hatte dies mit seinem seltsamen Traum zu tun, dessen schemenhafte Erinnerung so schnell wieder verfloss wie Sand in einer Uhr. Er konnte sich in der Tat nur noch an Bruchstücke erinnern. Da waren Schatten und Schemen, welche sich in einem monströsen Ungetüm aus Stahl mit Arbeiten abquälten. Er hatte noch ein metallisches Kratzen und Quietschen im Ohr und den Geruch von Blut, Metall und Fett in der Nase. Er stand auf und betrachtete die inzwischen nur noch schwach glimmenden Kohlen, bevor er zum Fenster trat und in die Nacht blickte, welche sich anschickte den fordernden Strahlen von Praios`Antlitz zu weichen. Es nieselte noch ein wenig. Er wusste, dass er nicht mehr einschlafen würde. Aber im Gebet Zwiesprache mit dem feurigen Herrn halten, das konnte er. Er rückte die Schale mit den Kohlen noch näher ans Bett, nahm aus seinem Rucksack ein kleines Bündel mit Tannenzweigen, welche leicht nach Harz rochen und setzte sich auf die Bettkante. Dann nahm er einige Zweige und warf sie auf die glimmende Glut. Ein wohliger und harziger Geruch entstand, welcher allmählich die schlechten Gedanken vertrieb. “Herr Ingerimm erleuchte mein Herz und meine Seele…”

Zelda Darbelstein erwachte und wusste, dass es unter Umständen ein Fehler gewesen war, das eine oder andere der guten Biere und den einen oder anderen der guten Schnäpse zu ausgiebig gekostet zu haben. Ihr Kopf brummte und sie hatte rasende Kopfschmerzen. Oder kamen die vielleicht von den seltsamen Träumen. Hektisch, düster und unwirklich waren sie. An alles was sie sich noch erinnern konnte war das Gesicht von vielen hageren Männern und Frauen, welche ausgemergelt in Häusern aus Eisen an Geräten aus schmierig-schlierigen Metallen arbeiten mussten. Es schien so, als würde ihnen die Arbeit die Kraft aus den Körpern saugen. Irgendwie erinnerte sie das ganze an Yol-Ghurmak. ie dämonische Stadt die man einst Ysilia hieß und welche von vielen Tobriern auch heute noch so genannt wird. “Scheiße!” entfuhr es ihr nachdem sie ein wenig taumelnd aufgestanden war. Sie war mit ihrem Fuß gegen den Bettpfosten getreten und hatte sich zwei Zehen ordentlich geprellt. “Bei Ingerimms Bart - so fängt der Tag ja gut an!” Nach einer Katzenwäsche zog sie sich an und ging in Richtung des Saales in welchem man gestern noch gesessen war und Speisen und Trank genossen hatte. Heute würde es maximal nur Wasser oder vielleicht ein verdünntes Bier geben…

Als sie im Saal ankam, saß dort schon Gereon. Auch er sah nicht viel besser aus als sie, obwohl er nicht in dem Maße den alkoholischen Getränken zugesprochen hatte wie sie. Dann wusste sie schlagartig, dass auch seine Nacht nicht frei von Träumen gewesen sein muss... Nachdem sie sich kurz und ernst über ihre Nächte ausgetauscht hatten, betrat der Junker den Raum.

Cendrasch wollte gerade zu einem ‘Angrosch zum Gruße ansetzen’, als er die ernsten und strapazierten Mienen seiner beiden Gäste bemerkte und innehielt. “Ihr seht aus, als hättet ihr einen leibhaftigen Drachen gesehen”, kommentierte der Zwerg flapsig, aber mit besorgtem Unterton in der Stimme. Der Junker zog sich rasch einen Stuhl- einen der für seine Größe gemacht war, vom Tisch und setzte sich zu den beiden Menschen. “Also, was ist los? Ihr habt Augenringe bis Xorlosch”, fragte er. Nachdem Zelda und auch Gereon ihn auf seine Frage hin ausführlich berichtet hatten, was ihnen in ihren Träumen widerfahren war, nickte der Junker ernst und strich sich gedankenverloren über seinen prächtigen Bart. “Ich ahnte, dass es für euch ‘noch schlimmer’ sein muss, als für uns.” Was der Junker damit meinte war klar. “Wir Angroschim träumen nicht, folglich können wir auch eigentlich keine Alpträume haben wie ihr Großlinge. Das hat der Weltenschöpfer weise gefügt, denn so sind wir auch imstande besser über die verfluchten Unmetalle zu wachen, die unter unseren Füßen in der Erde ruhen. Ich hatte jedoch gehofft, dass das Koschbasalt besser imstande ist euch zu schützen. Wie ich bereits sagte, mein Schlaf ist wenig erholsam, seitdem die Kammer existiert und gefüllt ist. Ich verliere Tag für Tag an…”, der breitschultrige Zwerg suchte nach dem rechten Wort, “Kraft dadurch, aber ich habe den Odem des Schänders der Elemente nie so intensiv wahrgenommen wie ihr bereits in der ersten Nacht. Es ist eine glückliche Fügung, dass meine Vertrauen allesamt Angroschim sind. Für gewöhnlich nächtigt kein Mensch hier oben im Herrenhaus. Auf jeden Fall ein Grund mehr meiner Bitte nachzukommen.”

Zelda strich sich mit der Hand durchs Gesicht und blickte hinüber zu Gereon. “Ich denke es ist weniger eine Frage des Ob, sondern eher eine Frage des Wie.” Dann blickte sie den Junker an. “Das es notwendig ist zu handeln steht völlig außer Frage. Ich denke, dass es gut wäre, wenn ihr uns das Gebäude zeigt, welches ihr für den Tempel vorgesehen habt. Dann wollen wir weitersehen.” Der Novize nickte dazu stumm, erhob sich, strich sich die Kleidung glatt und blickte erwartungsvoll in die Runde. Auch Cendrasch nickte, nur um sich dann seinerseits wieder zu erheben. “Gehen wir”, sagte er, bevor er einen kurzen Pfiff von sich gab, woraufhin zwei große Bluthunde schwanzwedelnd in den Raum stürmten.

~*~

Man begab sich vom umfriedeten Hügel der Hochmotte hinunter ins Dorf und schritt dabei über holpriges Kopfsteinpflaster. Das besagte Haus, welches der Junker als Tempelstätte ins Auge gefasst hatte, lag nahe des Palisadenzauns, am Rande des Dorfes. Stetiges Hämmern, welches Zelda anfangs nur für eine unangenehme Ausprägung ihrer Kopfschmerzen gehalten hatte, wurde von Schritt zu Schritt lauter, bis sie schließlich begriff, dass es ein Schmiedehammer war, der in einem scheinbar nie enden wollenden Rhythmus auf einen Amboß niederfuhr und dabei das so ingerimmgefällige Geräusch erzeugte, welches einen Geweihten des Handwerksgottes zu entrücken vermochte. Während die beiden Hunde, die der Junker seinen Gästen bezeichnenderweise als ‘Hammer’ und ‘Amboss’ vorgestellt hatte, die drei freudig umkreisten, erzählte Cendrasch von dem Schmied, den er für Waidbruch hatte gewinnen können. “Atosch, ist ein Vertreter meines Volkes und stammt aus der Baronie Hammerschlag im Ambossgebirge.” Der Sohn des Argom, so berichtete der Junker weiter, sei mit seinen knapp achtzig Jahren noch recht jung, habe aber eine solide Ausbildung erhalten. “Er ist Plättner. Einfache, im Alltag des Dorfes anfallende Bedürfnisse befriedigt er jedoch ebenfalls zu meiner vollsten Zufriedenheit.” Das Hämmern endete und während sie die Längsseite eines einfachen, strohgedeckten Holzhauses entlang schritten, vernahmen die beiden Menschen ein langgezogenes Zischen. Dann, als hinter dem Holzhaus die hohen, aufrechtstehenden Pfähle der Umfriedung des Wehrdorfes erneut ins Blickfeld kamen, sahen sie die Quelle des Geräusches. Wasserdampf stieg aus einem, zu einer Seite offen stehenden Bau aus massiven Holzbalken auf, der an einem Haus aus dunklem Bruchstein saß, das frisch mit Holzschindeln gedeckt worden war. Die Schmiede, die somit einen Anbau dartellte, war nicht groß, besaß aber anscheinend alles was notwendig war- Esse, Amboß, Kühlbecken, Werkzeugbänke. Die Menschen sahen einen breitschultrigen Zwergen, der nur in Lederhose und -schürze bekleidet gerade an den Blasebalg trat, um die Esse erneut auf Temperatur zu bringen. All dies konnten sie sehen, weil der breite Durchgang in die Schmiede aus Fellen bestand, die jedoch mit Lederschnüren wie Vorhänge zu den Seiten hochgebunden waren. Der glänzende Schweiß auf der Haut des Angroschos verriet derweil warum.

Cendrasch hielt nicht inne, oder schlug den Weg zu dem in sein Handwerk vertieften Zwerg ein. Anstelle dessen schritt er der Längsseite des Steinbaus entgegen, wo eine dicke, von breiten, gußeisernen Bändern gehaltene Holztür den Eingang ins Innere bildete. Ein großer Eisenschlüssel, den der Junker unter seinem Wams hervor holte, öffnete die Haustür. “Herein die Herrschaften”, bat Cendrasch seine Gäste. Drinnen roch es nach Kohlen. Der erste Eindruck, den Gereon und Zelde bekamen war der eines sauberen Hauses, welches erst kürzlich neu eingerichtet worden war, jedenfalls schien drinnen alles neu zu sein, während Wände und Außenmauern einen Eindruck vermittelten, als seien sie alt. Nach einem kurzen Flur, von dem zwei Türen abgingen erreichten sie einen Rundbogendurchgang und betraten einen fünf auf fünf Schritt großen, karg eingerichteten Raum, in dem lediglich zwei Feuerschalen rechts und links einer hölzernen Statue standen. Die Figur war ohne jeden Zweifel die Darstellung des Schmiedegottes in menschlicher Ausprägung und besaß eine Höhe von etwa einem Schritt. Groß, mit grimmigen Zügen, wilden, langen Haaren und einem ebensolchem Bart, war er aufrecht stehend, nur in einer Handwerksschürze bekleidet dargestellt. In der Rechten hielt Ingerimm den Hammer hoch erhoben, in der Linken eine Eisenzange, die einen Kubus über einem Amboß hielt. Um nicht zu ihr herabblicken zu müssen, war die auf einem Dreibein aus Gusseisen plaziert, doch das nahmen Zelde und Gereon nur beiläufig wahr. Die Statue war ein wahres Kunstwerk. Niemals hätten sie erwartet in dem Haus ein solches Meisterstück der Schnitzkunst zu erblicken und doch war es dort. Cendrasch indes, dem die Überraschung seiner Gäste nicht unbemerkt blieb lächelte wissend. “Schön nicht war?”, fragte er rhetorisch. Nur um dann zu erklären: “Sie entstammt den Händen Muragoschs- dem Sohn des Murgasch. Er stammt aus dem Isenhag und ist dort weithin für seine Kunst mit Beitel und Schnitzmesser bekannt. Die Statuette wurde auf meine Skizzen hin von ihm erschaffen. Sie ist erst kurz vor euch hier eingetroffen, was entweder Zufall oder göttliche Fügung ist. Den Auftrag jedenfalls gab ich bereits wenige Wochen nachdem ich zum Junker ernannt wurde, also lange vor meinem Brief an euren Vater. Ihr seht also, dass der Wunsch nach einem solchen Ort der inneren Einkehr, älter ist als meine Aufgabe das Unmetall zu bergen und abtransportieren zu lassen. Es geht nicht nur darum. Wir stehen hier an der Grenze zu Schwarztobrien. Ein Tempel würde den Menschen hier Halt geben Zuversicht, sie innerlich stärken, ihre Gemeinschaft stärken. Auch darum wählte ich keine Darstellungen unseres Allvaters.” “Ihr seid ein schlauer Mann, Cendrasch, Son des Chrysoprax.” Zelda lächelte und näherte sich der Statue, welche sich auch bei näherer Betrachtung als makellos herausstellte. “Nehmen wir das kürzliche Eintreffen als göttliche Fügung," stellte Zelda augenzwinkernd in Richtung Gereon fest. “Ihr seid gut vorbereitet. Aber wie bereits gesagt: Bei uns lauft ihr offene Türen ein. Wir finden den Gedanken hier, am Rande zu den leider noch immer besetzten Gebieten und im unmittelbaren Umfeld von Ysilia, eine Bastion zu haben, sehr verlockend. Darum geht es bei uns nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie.” Gereon blickte sich im Raum weiter um. “Wenn ihr mir die Frage gestattet: Wo wollt ihr hier das Unmetall unterbringen? Selbst wenn der Ort geweiht ist, kann man das Metall ja nicht einfach rumliegen lassen?” Oder verbirgt sich der Aufbewahrungsort hinter einer der beiden Türen hinter uns?” “Die Frage ist berechtigt.” stellte Zelda kurz fest.

"Das ist sie", bestätigte Cendrasch mit einem zustimmenden Nicken. "Sobald wir eure Zustimmung haben, werden wir mit der Arbeit beginnen und hier unter uns", der Junker trat mit dem rechten Fuß kräftig auf den Boden, "einen Kellerraum schaffen, der imstande ist die Koschbasaltkammer aufzunehmen. Ich denke ihr versteht, dass wir diesen Aufwand nicht umsonst betreiben wollten. Vom Aufbau der Erdschichten her ist dies kein Problem. Wir haben Probebohrungen gemacht. Das Wasser sollte uns keine Sorgen bereiten. Wir werden aber trotzdem Entwässerungsschächte um das Haus setzen, um ganz sicher zu gehen."

“Ich finde euer Engagement in dieser Sache sehr bemerkenswert und beispielhaft. Diese Maßnahme dürfte der Sache mehr als gerecht werden.” nickte Zelda dem Junger anerkennend zu. Sie trat erneut zu der hölzernen Statue und blickte abwechselnd von dieser zum Novizen und wieder zurück. “Was meinst Du Gereon?” Der Novize schien in tiefen Gedanken versunken. “Nun… ich … denke… dies sollte einen ausreichenden Schutz gewährleisten. Allerdings sollte nach wie vor sichergestellt sein, dass das Unmetall weiterhin schnell und zügig abtransportiert wird. Wie bisher auch. Hier direkt an der Grenze zum Feind kann es ein lohnendes Ziel für Angriffe werden. Wir dürfen auch das Dorf nicht mehr als nötig gefährden.” Damit blickte er wieder zur Prolegatin des Ingerimm, welche sich im Raum weiter umsah.

“Ja, da hast du wohl Recht, Gereon.” Sie wandte sich dem Angroschim zu. “Hier kommt mein Vorschlag: Wir werden dieses Gebäude zu einem Tempel des Herrn Ingerimm weihen. Ihr nehmt die soeben dargestellten Umbauten vor. Solltet ihr dabei Unterstützung benötigen, so werden wir euch in einem gewissen Rahmen unterstützen können. Dabei sollte es allerdings nicht allzuviel Aufsehen geben. Der Feind hat Augen und Ohren überall.” Dabei machte sie Zeichen in Richtung Ohren und Augen. “Wir werden euch auch einen Geweihten zur Seite stellen, welcher diesen Tempel betreuen und sich auch gemeinsam mit euch um das Unmetall kümmern wird. Allerdings…” Sie machte eine kurze Pause und dämpfte ihre Stimme merklich, “...sollte dies nicht der einzige Zweck sein. Eurer Junkergut liegt in dieser Baronie sehr nah am Feind. Wir würden den Tempel - in Absprache mit der Kirche des Listenreichen und mit dem Herzogtum Tobrien - auch zu einem Standort der Wolfsfährte machen.” Wieder folgte eine kurze Pause. “Die Wolfsfährte ist - wie ihr sicher wisst - der Nachrichtendienst des Herzogtums und hat uns insbesondere im vergangenen Krieg über viele Jahre treue und teilweise entscheidende Dienste geleistet. Daher will der Herzog erneut an wichtigen Stellen im Lande Standorte der Wolfsfährte einrichten. Alles natürlich geheim und vertraulich. Niemand darf davon wissen, außer euch und dem noch zu entsendenden Geweihten. Je weniger davon wissen, umso besser. Hier wäre dann eine der ersten Anlaufstellen von Rückkehrern aus den besetzten Landen. Von hier würden Einsätze starten. Es wäre ein Umschlagplatz von Informationen. Unbemerkt vom Rest der Einwohner. Die Vorbereitungen können sofort starten. Was sagt ihr?”

"Ich bin ein Mann des Herzogs", stellte der Junker energisch klar, was die Frage eindeutig und unmissverständlich beantwortete. "Wir werden noch heute mit den Bauarbeiten beginnen. Rechnet mit einem Mond, dann werden wir fertig sein, so dass der Tempel die Weihe empfangen kann."

An dieser Stelle, da alles geklärt schien, räusperte sich Gereon. “Der Geweihte den ihr da im Auge habt, nun, dieser wäre dann wohl wahrscheinlich ich, oder? Eine Mischung von Neugierde, Unbehagen und Aufbruchstimmung machte sich in seinem Gesicht breit. “Sobald du demnächst bereit für die Weihe bist - in der Tat, Gereon, in der Tat. ”