ET03 Hoher Besuch

Aus Tobrien Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche


Briefspiel
Hoher Besuch
Region: Ysilien
Ort: Junkertum Eisentann
Zeitraum: 1043 BF
Beteiligt: Cendrasch Sohn des Chrysoprax
Kapitel:

Holpernd kam die schwere, mit Metallplatten gepanzerte Kutsche auf dem Platz zwischen der Häusern von Wairdbruch zum Stehen. Sechs mit langen Kriegshämmern bewaffnete Soldatinnen begleiteten das Gefährt, welches von zwei wuchtigen Kaltblütern gezogen wurde. Hammerschwingerinnen waren es, die da auf dem Dorfplatz der Motte standen. Sie gehörten zum bewaffneten Arm der Ingerimm- Kirche. Der Kutscher, ein untersetzter Glatzkopf in abgewetzter Kleidung und einer speckigen Lederweste, stieg vom Bock und trat an die Tür zum Innenraum der Kutsche, um sie zu öffnen. Vorher jedoch, klappte er eine Holzstufe herab, die mit Scharnieren an der Kutsche befestigt war. Cendrasch beobachtete all dies von der Spitze des Wachturms, vom höchsten Punkt der Motte. Der Zwerg sah, wie die Vertretung des Legaten der Ingerimmkirche- Ignatzius Darbeistein ausstieg, seine Tochter- Prolegatin Zelda Darbeistein. Sie überwachte diesmal persönlich den Transport, so wie es ihm gegenüber verlautbart worden war. Sie kam spät. Angekündigt ware der Trupp bereits für fünf Tage früher gewesen. Hatte das etwas zu bedeuten? Nachrichten kamen nur stark verzögert nach Waidbruch. Eisentann lag abgelegen und kaum jemand interessierte sich für den Wald im Firun von Speckenfelden. Einzig diejenigen, die das abgebaute Erz aus Mortar Oktasch kauften, kamen hierher. Doch am heutigen Tag würde es um etwas anderes gehen- um den Fluch von Eisentann, das Unmetall, was hier in der Erde lag und beseitigt werden musste, wollte man diesen Teil Tobriens endgültig reinigen von dem Brodem der Niederhöllen. Mehr noch, aus ganz Südtobrien, sowie Warunk und Beilunk wurde das dämonische Metall nach Eisentann gebracht, um es sicher und geheim vor allzu neugierigen Augen zu verbergen, bis es weiter nach Perainefurten gebracht wurde. Der Junker trat den Weg hinab an, stieg die innenliegende Treppe des Wachturms hinunter und wandte sich dann sogleich der auf Stelzen stehenden Brücke in den unteren Bereich der Hochmotte zu, wo die Wohnhäuser standen und der Platz lag. Er würde die Prolegatin begrüßen und sie persönlich in sein Arbeitszimmer geleiten.

Wenig später saßen der Junker und Zelda von Darbenstein gemeinsam in dessen Arbeitszimmer. Der Zwerg hatte offenbar eine Vorliebe für Schmiedewaren, an den Wänden hingen allerlei Waffen, über dem Kamin war ein prächtiges, gusseisernes Wappen der baronie Speckenfelden angebracht und der wuchtige Schreibtisch besaß nicht nur Beine aus ebensolchem Guss, sondern auch eine Arbeitsfläche, die einen bronzenen Glanz besaß und mit kunstvollen Einlegearbeiten verziert war. Dazu roch es auffällig nach frischen Kräutern und Räucherwerk im Raum. In einer Ecke stand ein kleiner Altar mit einer Statuette, die Angrosch darstelte. Nach der Begrüßung, die eher förmlich, aber herzlich gewesen war, überreichte Cendrasch der Prolegatin ein dickes Blatt Pergament, auf das Symbole und Mengen, die Angaben darüber wieviel Stein eines Metalls sich in der Koschbasaltkammer unter ihren Füßen befand. Zelda erkannte die Symbole und sie schauderte. Diesmal war neben dem fast üblichen Hölleneisen und Knochenblei sogar Krakensilber dabei.

"Irgendwie scheint dieses Scheißzeug nie weniger zu werden." Anscheinend war die Prolegatin eher eine Freundin klarer und einfacher Worte. "Aber auch dafür werden wir einen Platz im reinigenden Feuer des feurigen Herrn Ingerimm finden." Sie legte das Blatt Pergament auf dem Schreibtisch ab und strich gedankenverloren über die kunstvoll gearbeitete Tischplatte. "Verzeiht, dass wir erst so spät hier erscheinen. Aber diese Reise stand von Anfang an nicht unter einem guten Stern. Zuerst Probleme in Perainefurten, welche uns aufgehalten haben. Dann ein paar kleinere Scharmützel mit zwielichtigem Gesindel auf dem Weg hierher und noch ein Radbruch. Aber nun sind wir da." Die Prolegatin blickte den Junker mit einem Lächeln an. "Ihr wisst besser als jeder andere, dass es für unser Vorhaben wichtig ist, dass möglichst wenige Menschen, Angroschim und so weiter von unseren Aktivitäten wissen. Sonst wären unsere Transporte womöglich ein gefundenes Fressen für den Feind. Könnt ihr für eure Leute die Hand ins Feuer legen oder gab es in der Vergangenheit da schon mal Probleme?"

Die Gesichtszüge des Junkers zuckten undeutbar bei dieser Frage. Er benötigte etwas für die Antwort, musste offenbar abwägen, wie er sie formulierte. “Für diejenigen, die mich aus der Heimat hierher begleitet haben verbürge ich mich. Sie sind es, die das verfluchte Metall aus der Erde holen und in der Nacht hierher bringen. Auch die Wachen der Motte, die dann am Tor stehen und ihnen öffnen sind eingeweihte. Der Rest, eigentlich alle Menschen die hier leben, glaubt an das gezielt verbreitete Märchen, dass es Toschkril ist, was ich hier eifersüchtig horte.” Cendrasch grinste. “Und damit nutze ich ein Vorurteil für unsere Zwecke. Eines das bislang funktioniert, soweit ich es überblicken kann. Warum auch nicht, schließlich gibt es das Toschkril dank des gefallenen Sterns hier.” Der Junker zuckte mit den massigen Schultern und seufzte leise. “Probleme bereiten uns die Hinterlassenschaften des ‘verfluchten, feurigen Vaters’. So wie vielerorts treiben sich verunstaltete und obendrein aggressive Tiere im Wald herum. Ab und an finden wir einen erschlagenen Wandersmann. Die Bevölkerung lebt mit der Angst. In der Nacht verlässt niemand die Motte.”

Zelda Darbelstein nickte abwesend. Irgendetwas schien sie zu beschäftigen. "Es scheint mir so, als das ihr hier nicht nur wegen des Unmetalls Unterstützung benötigt. Verfluchte Kreaturen gibt es noch an vielen Orten in Tobrien, aber es schadet nichts, wenn man sich insbesondere hier das Sache annimmt. Ich werde mit den Brüdern und Schwestern des Herrn Firun sprechen." Sie strich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. "Was die andere Sache angeht, so setzt uns bitte in Kenntnis, wenn ihr Zweifel an der Loyalität eines eurer Leute habt. Ansonsten profitieren wir einfach weiter von Gerüchten und Mutmaßungen eure Person betreffend."

“Einverstanden”, entgegnete der Zwerg. Dann hakte er vorsichtig nach. “Gedenkt ihr Eisentann beziehungsweise seine Rolle im Transport des Unmetalls im Konzil anzusprechen oder wollt ihr die Kirche des Weißen Mannes abseits dieser Versammlung anrufen?” "Ich werde die Brüder und Schwestern des Herrn Firun jenseits des Konzils ansprechen. Die Legaten wissen sicherlich, dass wir uns als Kirche des Feurigen um das Unmetall kümmern. Aber die Einzelheiten kennen wirklich nur absolut eingeweihte Personen. Darüber hinaus sind bei einer Konzilssitzung auch immer Schreiber, Diener, Wachen, etc. anwesend. Die geht das natürlich mal gar nichts an." Sie nahm wiederum gedankenverloren auf einem Stuhl Platz und kaute an einem ihrer Nägel. "Ich würde vorschlagen, dass wir für heute bei euch traviagefällige Gastung finden und uns ein paar Stunden auf die Ohren hauen können. Dann würden wir morgen das Unmetall verladen und zeitig wieder aufbrechen. Sicherheitshalber werden wir eine etwas andere Route nehmen als auf dem Hinweg." Dann sprang sie unvermittelt auf, klopfte mit der flachen Hand sachte auf den Tisch und sagte augenzwinkernd "So, aber jetzt möchten ich und meine Mädels etwas kühles und schaumiges zu trinken und etwas zu essen. Dabei könnt ihr mir berichten, was sonst noch so bei euch vorgeht und wo man so wunderbare Schreibtische herbekommt."

Der Junker lächelte und schien erfreut über den Ausgang des Gesprächs. Auch erhob sich nun und trat dann zur Tür, um sie zu öffnen. “Dann lasst uns eure Begleiterinnen in den Speisesaal bitten. Ich habe noch ein halbvolles Fass Bockbier aus dem Kosch. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sein Geschmack zusagen wird. Dazu gibt es Wild, frisches Brot und eine deftige Pilzsoße. Mit vollem Bauch erzähl es sich besser.”