ET02 Gefährliche Altlasten

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Briefspiel
Gefährliche Altlasten
Region: Ysilien
Ort: Junkertum Eisentann
Zeitraum: 1043 BF
Beteiligt: Cendrasch Sohn des Chrysoprax
Kapitel:

Endlich, der Rückweg aus Mortar Oktasch war geschafft. Der Waldrand kam in Sicht und mit ihm Waidbruch. Zwar hatte es den Rückweg über kaum geregnet und wenn, dann hatte Efferd seine Gaben nicht großzügig genug gespendet, um durch das dichte Blätterdach der Bäume zu gelangen, dennoch war Cendrasch froh das Dorf im Schutze der Hochmotte erreicht zu haben.
Unterwegs hatten sie einen erschlagenen Mann gefunden. Sein Kopf musste von einem wohl morschen, herabfallenden Ast zertrümmert worden sein, jedenfalls ließen die Spuren von Harz und Rinde, die sich an der klaffenden Wunde befanden darauf schließen. Seltsam anmutete dabei die Tatsache, dass die Äste, die auf dem Boden zu finden waren eigentlich alle nicht die passende Größe gehabt hatten, um einen derartigen Schaden anzurichten. Zudem war Blut über einen weiten Teil des Waldbodens verteilt und nicht an einem der Äste. Cendrasch war in dieser Hinsicht kein Experte, für ihn passte aber irgendetwas nicht zusammen. Hinzu kam, dass dies nicht das erste Mal, dass ein Wanderer auf diese Weise umkam in den Wäldern von Eisentann.
Die Dämmerung hatte bereits eingesetzt, als der Junker mit seinen Mannen die schwere Zugbrücke über- und das Tor in die Motte durchquerten.
Die Arbeiten an den Wachtürmen zur linken und rechten Seite des Durchgangs kamen voran, wie der Zwerg zufrieden feststellte. Das Tor würde in Zukunft auch noch einen überdachten Wehrgang bekommen. Sicherheit war von enormer Bedeutung und das gleich aus vielerlei Gründen.
Waidbruch beherbergte inzwischen etwa fünf Dutzend Menschen. Vor der Invasion der Verdammten waren es fast acht gewesen. Es gab also noch reichlich Platz und er hoffte, dass seine Bemühungen Früchte tragen und sich weitere Menschen hier niederlassen würden.
Zielsicher schritten die Angroschim unterdessen durch das Dorf und strebten dabei dem inneren Verteidigungswalls der Hochmotte zu, der auf einem fast zehn Schritt hohen Hügel lag, der in dieser Form nahezu natürlichen Ursprungs war.
Ein weiterer Palisadenwall, wiederum wie außen von einem Graben umgeben schirmte den inneren Bereich ab. Ein kleines Tor führte auf eine Brücke, die auf Pfähle gestellt steil bergan führte. Dies war der einzig gangbare Weg nach oben, den um den Hügel herum liefen mehrere Ringe von angespitzten Holzpfählen.
Auf dem Plateau selbst standen die einzigen Steinbauten weit und breit, der hoch aufragende Wachturm und das Haupthaus der Motte, dem Sitz des Junkers von Eisentann. Der Rest des Dorfes bestand aus meist einfachen, robusten Holzhäuser von denen manches in einem schlechten Zustand war. Es waren zumeist die Leerstehenden, bei denen man sich bedient hatte, um leicht an Baumaterial zu gelangen.
Am inneren Tor angelangt grüßten die beiden ehemaligen Soldaten, die jetzt wohl eher als Dorfbüttel zu bezeichnen waren. Wen kümmerte es? Sie schienen nicht unzufrieden mit dieser Arbeit. Noch hatte es keine ‘Zwischenfälle’ gegeben. Niemand hatte Blut vergossen, seitdem sie in Tobrien waren. Trügte diese Ruhe?
Cendrasch und seine Begleiter erwiderten derweil den Gruß, ließen sich aber nicht weiter aufhalten und erklomme die steil ansteigende Brücke hinauf zum Plateau.
Im Ernstfall konnte das letzte Stück eingezogen werden, so dass das Ende der Brücke fünf Schritt vom Boden entfernt war, was Angreifern es schwer machen sollte, die letzte Stellung der Hochmotte einzunehmen. Oben angekommen sah der Junker zum Wachturm hinauf. Der dort Wache verrichtendende Angroscho hob die Hand. Cendrasch erwiderte die Geste knapp, dann wandte er sich dem zweistöckigen Haupthaus zu. Schon beim betreten des breiten Flurs dann, entließ Cendrasch seine Männer mit den Worten: "Geht schon Mal in die Küche und sorgt dafür, dass uns etwas deftiges bereitet wird. Ich bin in einem viertel Stundenglas bei euch und ich bin durstig!"
Die beiden Soldaten zeigten freudige Gesichter und zogen von dannen. Cendrasch aber ging den Flur weiter entlang in sein Arbeitszimmer, dass gleichzeitig seine Schlafstatt beherbergte. Er schloss die Tür hinter sich und zog eben jenes Bett an dem groben Teppich, auf dem es stand beiseite. Darunter kam eine massive Falltür zum Vorschein. Als er diese an dem Ring, der an ihr befestigt war geöffnet hatte, roch er die muffig- feuchte Luft des Erdreiches, in den die steile in den Boden gegrabene Stiege führte. Man hatte einfach Steinplatten gesetzt, nachdem man die Erde ausreichend verdichtet hatte, so dass keine Gefahr bestand, dass sie ins Rutschen geriet.
Cendrasch entzündete eine kleine Laterne, die auf der ersten Stufe stand und schritt hinab. Nachdem er etwa vier Schritt in die Tiefe gestiegen war, stand er in einem niedrigen Gang, dessen Wände und Decke vollständig mit dicken Holzbohlen verkleidet waren- robuste Zwerenarbeit, darauf ausgelegt Jahrzehnte zu überdauern.
Schon nach wenigen Schritten, die der Zwerg in den Gang hinein tat, stand er schließlich vor der Kammer, die ‘das Böse’ beherbergte. Die Ingerimmkirche selbst hatte die unzähligen, kleinen Platten aus Koschbasalt geliefert, aus der sie erbaut worden war. Die schwere Tür, die einen Rahmen aus Gusseisen besaß, verfügte über ein Schloss, dass ein Tresorbauer aus Senalosch, der Hauptstadt Isnaloschs, gefertigt hatte.
Cendrasch klaubte den Schlüssel unter seinem Kettenpanzer hervor. Er besaß eine Form, die so kompliziert war, dass er darüber jedesmal den Kopf schüttelte, wenn er ihn betrachtete. Die drei Bärte des Schlüssels waren in einem Abstand von jeweils exakt einhundertzwanzig Grad angebracht- eine wahrhaft meisterliche Handwerksarbeit. Er schloss auf und zog die schwere Tür auf. Sofort überkam dem Zwergen Übelkeit und er zwang sich die Luft anzuhalten.
Das Licht der Laterne viel auf Brocken und kleinere Barren von Metall- Unmetall, das durch seine bloße Existenz den Allvater aufs tiefste beleidigte!
Es gab keine Zeit zu verlieren. Cendrasch nahm den schweren Rucksack vom Rücken und kniete sich auf die Schwelle. Er öffnete die Verschlüsse des ledernen Tornisters und holte einen Gefäß aus Blei, sowie schwere Handschuhe aus mehreren Lagen Bleikettengliedern daraus hervor. Die schwere Büchse trut das eingeprägte Symbol der Ingerimkirche und war geweiht.
Vorsichtig schraubte der Junker die Verschlusskappe auf, nachdem er sich die Handschuhe angezogen hatte und kippte den Inhalt, einen Barren Hölleneisen in eines der Fächer, die sich an den Wänden der Koschbasaltkammer befanden.
Ohne weiter zu zögern schraubte Cendrasch danach das Bleigefäß wieder zu, verstaute es im Rucksack und rückte von der Türschwelle ab, um die Kammer wieder zu verschließen. Erleichtert gönnte er sich danach wieder Luft zu holen.
Mit leicht zittrigen Beinen aufgrund der Übelkeit und tränenden, brennenden Augen, die das gesehen hatten, was nicht sein durfte, trat er den Rückweg in sein Arbeitszimmer an. An Essen und trinken war nicht zu denken. Er würde anstelle dessen zum Allvater beten und sich dann etwas schlaf gönnen. Den hatte er sich wahrlich verdient.