ET01 Zwerge in Eisentann
Zwerge in Eisentann
Region: | Ysilien |
Ort: | Junkertum Eisentann |
Zeitraum: | 1043 BF |
Beteiligt: | Cendrasch Sohn des Chrysoprax |
Kapitel: |
Cendrasch schritt schwerfällig die letzten Schritte durch den dichten Wald in Richtung des herbeigesehnten Zieles. Die Laune des Zwergen war nicht die beste, um es einmal gelinde auszudrücken. Er war pitschnass und hätte am liebsten lauthals geflucht über diesen Umstand. Doch was hätte es ihm geholfen?
Einen ganzen Tag war er mit zwei Mann Bedeckung von Waidbruch aus, einer kleinen Siedlung in den Wäldern der Baronie Speckfelden, durch das scheinbar nie enden wollende Grün gewandert und es hatte den gesamten Weg geschüttet wie aus Eimern. Kalt war es obendrein in diesem so ungemütlich Rondra.
Dies war nun sein Land und es begrüßte ihn auf eine Weise, die dem Angroscho nicht sonderlich zusagte.
Der Sohn des Chrysoprax war wegen seiner Verdienste beim vergangenen Feldzug gen Mendena, den er zunächst als Verbindungsoffizier im Dienste des Hochkönigs begonnen und letztlich als Hauptmann der Fürstlichen Hellebardiere, genauer gesagt des zweiten Banners 'Orkentrutz' beendet hatte, mit dem Junkertum Eisentann belehnt worden. Der Herzog von Tobrien hatte diejenigen nicht vergessen, die geholfen hatten sein Land zu befreien. So schien es Cendrasch zumindest.
Den Dienst im Fürstentum Kosch hatte er infolge dieser Ehre quittiert, die Stolzenburg verlassen, um eine weitere, wichtige Aufgabe zu übernehmen, die vor allem dem Allvater gefällig war, doch dies war eines der Geheimnisse von Eisentann.
Vor Cendrasch öffnete sich indes der Wald und so wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Es ging eine kleine Anhöhe hinauf. Dann, nach der letzten Anstrengung des Weges, erblickte er das Ziel seiner Wanderung- einen riesigen mitten im Wald verborgen liegenden Krater. Einen der Großen.
An dieser Stelle war vor Urzeiten ein Stern niedergegangen. Ganze fünfhundert Schritt maß der kreisrunde Bereich, der in seiner Mitte sicher zwanzig Schritt tief war. An den Hängen standen längst wieder riesige, mannsdicke Tannen, ganz unten hatte sich ein kleiner Teich gebildet.
Die war ein Teil von 'Mortar Oktasch', der Bergfreiheit in der das Eisenerz und das Toschkril des gefallenen Sternes abgebaut wurde, der wohl im Fallen zerborsten war und eine Kraterlandschaft hinterlassen hatte, die zur Zeit der menschlichen Besiedelung des Kontinents längst unter dichtem Wald verborgen gelegen hatte. Außerdem beherbergte der Erdboden einen weiteren von Angroschs Schätzen- Braunkohle, der fast im Tagebau abgebaut werden konnte. Nur wenige Schritt unter dem Waldboden konnte es gefunden werden.
Zwar verdiente Cendrasch als Junker nichts an dem geförderten Metall und der Kohle, da die neu ausgerufen Bergfreiheit auf zwölf göttergefällige Jahre von allen Steuern außer dem Tempelzehnt befreit worden war, doch war eben dies ein Argument gewesen andere Zwerge dazu zu bewegen ihm nach Tobrien zu folgen. Das Herzogtum war so anders als seine Heimat, dies war ein Grund mehr, dass es von Vorteil war nicht alleine gekommen zu sein.
Über zwei Dutzend waren es gewesen, die sich vor kurzem aus dem Kosch und dem Amboss kommend hier angesiedelt hatten und es bestand Hoffnung, daß noch mehr kommen würden. Unter denjenigen, die dem Weg mit Cendrasch angetreten hatten, befanden sich Handwerker, Bergleute, Schmiede, aber auch ehemalige Soldaten, Veteranen, wie er selbst einer war. Tobrien war ein gefährliches Pflaster und Eisentann bedurfte noch aus einem anderen Grund fähige Waffenarm. Unter der Erde dieser Lande lagerten nämlich auch jene Unmetalle, mit deren Hilfe die Dämonenanbeter der Schwarzen Lande ihre Kriegsmaschinen gebaut hatten und die sie für dunkle Anrufungen, Beschwörungen genutzt hatten. Wusste der Namenlose für was es sonst noch ‘gut’ war.
Nun jedenfalls, nach der Befreiung dieses Teils Tobriens, wurde nach den Verstecken, die überall unter der Erde Eisentanns angelegt worden waren, gesucht und die Funde unter der Hochmotte Waidbruchs verwahrt, bis die Ingerimmkirche, die menschlichen Diener des Allvaters, sie in Richtung der großen Städte abtransportierten, wo sie vernichtet wurden. Darüber zu wachen war Cendraschs angroschgefällige Aufgabe.
Im Krater wurde derzeit emsig daran gearbeitet Bäume zu fällen, zu zerlegen und die Einzelteile mit Flaschenzügen und Lastenponys hochziehen. Seine Brüder und Schwestern wollten wohl erst einmal ein ordentliches Arbeitsumfeld und vor allem Platz schaffen, bevor sie sich daran machen konnten, die existierenden Tunnel von neuem zu sichern, gut so. Erst danach und nach der Instandsetzung der kleinen Krananlage, würde es an den Abbau von Erz gehen. Das geschlagene Holz wiederum würde für neue, bessere Behausungen dienen, welche vor allem auch eines sein mussten, sicher, denn die Wälder in diesem Teil Tobriens waren nicht nur dicht, sondern auch von Schrecken bewohnt, dessen Ursprung in den Auswüchsen der Schwarzen Lande begründet lag. Die Kräfte des Wiedersachers Anrgoschs waren noch nicht vollständig zurückgedrängt worden.
Cendrasch nickte in stiller Zustimmung zu dem Tun im Krater vor sich. Er würde nur einige Gespräche führen und sich dann rasch in eines der Holzhäuser auf der anderen Seite des Kraters zurückziehen, das den Wachen zugewiesen war. Mitspracherecht hatte er ohnehin nicht, die Bergfreiheit war unabhängig, doch da er jeden einzelnen der hier lebenden Angroschim kannte und man gemeinsam die neue Heimat lebenswert gestalten wollte, hatte man sich auch auf ein entsprechendes Miteinander geeinigt. Der Junker, Cendrasch sorgte mit seinen Mannen für die Sicherheit, dafür leisteten die Handwerker in gewissen Abständen Frohndienst bei der Befestigung der Hochmotte Waidbruchs. Außerdem kam die Bergfreiheit für die Männer auf, die für ihren Schutz sorgten. Letzteres kam Cendrasch vor allem entgegen, da seine Mittel begrenzt waren und es so auszudrücken war vermutlich schon geprahlt. Jeder Anfang war schwer und Illusionen hatte sich der ehemalige Soldat ohnehin nicht gemacht. Reich werden würde er ganz sicher nicht.
Missmutig hob Cendrasch den Kopf und blickte in den von dunklen Regenwolken verhangenen Himmel. Wollte Tobrien ihn weichkochen? Er schnaubte und spieh aus. Das würde so einfach nicht gelingen.
"Orkendreck und Ogerkacke! Los, sprechen wir mit dem Vorarbeiter und dann sehen wir zu, dass wir ins trockene kommen."
Cendrasch winkte seinen Männern und bedeutete ihnen ihm zu folgen, dann begann er den Abstieg, der durch eine Art Treppe aus morschen, zum Teil durch den Regen rutschige Holzpfähle nur mäßig erleichtert wurde. Das fehlte noch an diesem Tag dachte er mit einiger Selbstironie bei sich, auf dem Hosenboden den Hang hinab, am Vorarbeiter vorbei und vor den Augen aller hinein in den Tümpel. DAS wäre ein triftigen Grund Tobrien hassen zu lernen, doch soweit sollte es zumindest an jenem Tag nicht kommen.