ET28 Ein Handel

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Briefspiel
Ein handel
Region: Ysilien
Ort: Junkertum Eisentann
Zeitraum: 18.06.1046 BF
Beteiligt: Cendrasch Sohn des Chrysoprax, Hector
Kapitel:


Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck lehnte sich Cendrasch in seinem Lehnstuhl zurück. Das Holz knirschte unter leichtem Protest, während die kunstvoll geschnitzte Pfeife aus Bein von einem in den anderen Mundwinkel des bulligen Zwergen wanderte. Bedächtig legte er den Brief, den er kurz zuvor gelesen hatte, vor sich auf den Schreibtisch aus dunklem Holz und nahm den schmucklosen Junkerreif ab, der daraufhin mit einem verhaltenem, metallischen Klirren knapp neben jenem Schreiben zum liegen kam.
Cendrasch bekam nicht sonderlich häufig Post. Eisentann lag ziemlich einsam in der Waldwildnis Speckfeldens und noch dazu nahe der Grenze zu Schwarztobrien. Hinzu kam, dass der Herbst fast vorbei war, sie hatten Ende Hesinde. Es war mittlerweile arschkalt. Die Tage wurden zusehends kürzer. Draußen war es bereits stockfinster, es stürmte und seit Tagen regnete es fast ununterbrochen. Doch all das kümmerte den Sohn des Chrysoprax in diesem Moment nicht, denn die wenigen Zeilen, die ihm Hector, der Gefährte Sayalanas gesandt hatte, hatten einen erfreulichen Inhalt gehabt.
Cendrasch griff zu dem noch dampfenden Beerenschnaps und blickte zum Kamin auf der anderen Seite der guten Stube, in dem ein heimeliges Feuer prasselte. Mit einem Seufzer legte er nacheinander beide Füße, die nur in abgewetzten Pantoffeln steckten, auf den Rand der Schreibtischfläche vor sich ab und hob den irdenen Becher.
“Auf das freie Tobrien und den grimmen Herren dieser Lande. Möge das Zwinkern des Fuchses dem Wolf zum Wohlgefallen sein”, sprach er laut mit dröhnendem Bass, auch wenn er bis auf Hammer und Amboss, seine Bluthunde alleine war. Die beiden schlanken und sehnigen Tiere, die in stiller Eintracht auf einem Fell vor dem Kamin lagen, hoben derart in ihrer Ruhe gestört kurz die Köpfe, nur um sie kurz darauf wieder auf ihre Vorderläufe abzulegen.
Nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hatte und sich die Wärme des würzigen Beerenschnaps in seinen Gedärmen ausbreiten, sann er über den Handel nach, den die Diener des Fuchses in Omlad mit einem Vertreter des Handelshauses Stoerrebrandt geschlossen hatten.
Hector hatte einen Teil des Sternenmetalls, welches er von Cendrasch erhalten hatte verkauft. Es stammte aus tief unter dem Waldboden verborgenen Meteorgestein, welches seine Brüder und Schwestern unter einem der tieferen Erdlöcher Eisentanns entdeckt hatten. Die kleinen Metallzylinder, die sie daraus hatten gießen können, konnten nicht als Barren bezeichnet werden, noch dazu war das Metall nicht ‘sauber’ gewesen, da Sternenmetall zu verhütten eine hohe Kunst darstellte. Ihre Mittel in Mortar Oktasch waren begrenzt. Und dennoch, der Pfeffersack hatte offeriert, einen Wehrgasthof in Tobrien zu bauen und ihn einen Götterlauf zu betreiben.
Noch einmal klaubte Cendrasch den Brief auf und las die Zeilen, wie um sich zu versichern, dass er sich beim ersten Male nicht getäuscht, oder etwas überlesen hatte:

Mein lieber Cendrasch.

Ich freue mich Dir mitteilen zu können, daß Dein Sternenmetall einen guten Zweck erfüllt hat, wie ich es Dir versprochen habe.
Ich konnte einen Handel mit einem Vertreter des Handelshauses Stoerrebrandt schließen. Dieser kaufte einen der Barren an, um ihn dann der Kirche der Tsa zu überantworten, die ihn für einen Heiltrank brauchte. Als Preis für diesen hat das Handelshaus zugestimmt, einen Wehrgasthof zu errichten und für einen Götterlauf zu finanzieren. Dieser Wehrgasthof soll von Kriegsversehrten und Waisen betrieben werden und sich nach Ablauf eines Götterlaufes selbst finanzieren können. Der Ort des Gasthofes sowie der Baubeginn werden durch das Konzil, also de facto durch Sayalana und mich, festgelegt. Mein Vorschlag an Dich ist das wir gemeinsam überlegen wo auf Deinem Land wir diesen Hof bauen lassen, nachdem wir die Straße nach Eisentann ausgebaut haben. Nicht zuletzt wird dies den Handel in ganz Eisentann vorantreiben, da die Kutschen von Stoerrebrandt in den ersten drei Jahren zum Selbstkostenpreis in diesem Wehrgasthaus und in den hoffentlich noch folgenden übernachten. Und es wären auch eine sichere Übernachtungsherberge für unsere geplanten Sondertransporte. Ich denke, daß dies zu unser aller Zufriedenheit ist.
Nach dem Winter werden wir mit dem Ausbau der Straße beginnen und Sayalana und ich werden Dich besuchen kommen.

Bis dahin mit phexischem Gruß und Segen
Hector

Er hatte sich nicht geirrt. Der Handel war besiegelt. Ein wahrlich gutes Geschäft, denn was brachten ihm hier im Nirgendwo blitzende Münzen? Nein, die Befestigung des Weges von Eisentann nach Flusswacht und ein Wehrhof an seinem Rande, damit war seiner Sache und Tobrien gedient, das wog schwerer, als es einfaches Silber oder Gold vermochte.
Cendrasch nickte, wie um seine Gedanken zu bestätigen und nahm noch einen großen Schluck von dem heißen und dickflüssigen Gebräu. Ob er Rubinaxa fragen sollte, ob sie sich mit ihm vor den Kamin setzen mochte zum Abendbrot? Gut gelaunt erhob er sich, um dies herauszufinden.