ET25 BiE Ausritt in den Eisentann

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Briefspiel
Ausritt in den Eisentann
Region: Ysilien
Ort: Junkertum Eisentann
Zeitraum: 11.04.1044 BF
Beteiligt: Cendrasch Sohn des Chrysoprax, Sayalana Sindarian Sterntreu de Valoisé
Kapitel:


Als Sayalana vor die Tür des Hauses trat, wieder wie auf der Reise angetan mit einem langen, grauen Mantel, der an Ärmeln und Kragen pelzverbrämt war und auf dem Kopf den breitkrempigen Filzhut mit dem Fuchsschwanz erwartete sie Cendrasch bereits. Der Junker war in einen langen Kettenmantel und einen schlichten, grauen Wappenrock mit den drei roten Tannen auf silbernen Grund über dem Herzen gekleidet. Dazu trug er eine dicke Wildlederhose und hohe Stiefel. Über die rechte Schulter ragte der schlanke Kopf seines Kriegshammers, am breiten Gürtel befand sich sein Drachenzahn in einer Scheide. Über der linke Schulter lagen offenkundig gut gefüllte Satteltaschen.
“Bereit?”, fragte Cendrasch an die Geweihte und als diese nickend bejahte, traten sie gemeinsam den Weg von der Hochmotte hinab ins Dorf an, auf den Sayalana die in ein weißes Kleid gehüllte Umgebung Waidbruch bewundern konnte.
Unten angekommen schritten sie in Richtung des Tores des Wehrdorfes und wurden auf dem gepflasterten Platz bereits erwartet. Gorm und Groth, das Zwillingsbruderpaar mit den rabenschwarzen Haaren und den verstörend dunklen Augen, standen dort, gemeinsam mit vier gesattelten Ponys. Die beiden ehemaligen Soldaten trugen lange Kettenhemden. Dies konnte die Geweihte jedoch nur über den Knien und an den Enden ihrer Ärmel erahnen, denn darüber hatten sie lange, wetterfeste Mäntel gezogen. Wie Cendrasch trugen die beiden Zwerge ein Wehrgehänge auf dem Rücken. Bei ihnen befanden sich dort jedoch ihre Doppeläxte.
“Dies ist euer Pony”, sprach Cendrasch, als sie die Wartenden erreicht hatten, an Sayalana gewandt und wies ihr eines der Tiere zu. Er selbst trat an eines der anderen und befestigte gekonnt die Satteltaschen am Sattel, während Gorm und Groth bereits aufsaßen. Sayalana sah, dass an den Sätteln der Veteranen Armbrüste und Köcher befestigt waren. Sie selbst hatte außer diversen versteckten Wurfmessern nur ein Rapier bei sich.
Nachdem Saya die beiden Zwerge begrüßt hatte, schwang sie sich ihrerseits in den Sattel. Einen Moment war sie irritiert, da die Ponies kleiner waren als ihr eigenes Pferd. Es ging ihr durch den Kopf, dass Hector wohl fast mitlaufen könnte und ob des Bildes musste sie grinsen.
Sobald alle im Sattel saßen, setzte sich Cendrasch an die Spitze und die kleine Gruppe ritt in Richtung Tor.

Vor dem Palisadenwall erwartete die drei Zwerge und die Menschenfrau eben jene weiße Pracht, welche Sayalana bereits von der Hochmotte aus hatte bewundern können. Die Landschaft lag ruhig und idyllisch vor ihnen und nichts wies darauf hin, dass die Grenze zu Schwarztobrien nah und wie die Phexgeweihte nun wusste, die Auswürfe der Widersacher der ZWÖLFgötter hier verborgen lagerten.
Der Himmel war an diesem Tage klar. Nur vereinzelt zogen kleine Wolken träge durch das dominierende Blau über ihnen. Nichtsdestotrotz wärmte Praios Antlitz nur mäßig. Es war klirrend kalt und die Luft trocken, so dass ihr ausgestoßener Atem gut sichtbare Wölkchen hinterließ.
Der Junker schlug den direkten und kürzesten Weg Richtung Waldrand ein, gen Firun. Der Schnee, durch den sie in langsamen Tempo ritten, war einen guten Spann tief, so schätzte Sayalana.
Der Eisentann selbst erwartete sie mit einer noch größeren Dunkelheit, als die Geweihte es von ihrem Hinweg her kannte. Die dicht stehenden, hohen Tannen mit ihrem immergrünen Kleid trugen jetzt ein weißes Obergewand, das jedoch nicht nur noch weniger Licht durch ließ, sondern auch die wenigen Geräusche des Waldes dämpfte, die zu ihnen drangen. Der Boden war hier, inmitten der Bäume, dafür längst nicht so tiefweiß, wie außerhalb des Waldes. Ab und an, dort wo die Bäume besonders dicht standen, erkannte man noch das Gemisch aus Grün- und Brauntönen des üblichen Waldbodens.
Ab dem Waldrand ritten die Vier, wie an einer Perlenschnur, aufgereiht. An der Spitze kam der Junker auf seinem Pony. Hinter ihm ritten die Geweihte, gefolgt von Gorm und Groth. Entlang ihres Weges bogen vereinzelt Äste unter dem Gewicht des Schnee, um es schließlich abzuwerfen, so dass feiner Pulverschnee die Luft erfüllte. Und in jenen, kurzen andauernden Momente drangen Sonnenstrahlen durch die Baumkronen, die sich auf einzigartige Weise in den Schneekristallen brachen, bis die Äste wieder an ihrem vorherbestimmten Platz geschnellt und das Weiß zu Boden gefallen war.
Sayalana war Anfangs nicht ganz klar, wie der Junker am Kopf ihrer Gruppe den Weg fand, bis sie nach den ersten, zurückgelegten Meilen die in die Rinde eines Baumes eingeritzte, handtellergroße Rune sah. Sie war nicht auf der Kopfhöhe eines Menschen, schon gar nicht von einem, der auf einem Pony ritt, sondern auf der für die Größe eines Zwergen angebracht worden, deswegen hatte sie die anderen- wenn es sie den geben mochte, womöglich nicht bemerkt. Dafür sprach auch, dass das Runenzeichen, weil es nicht tief in die Rinde getrieben worden war, bereits wieder die übliche Farbe des Stammes angenommen hatte. Sie musste bereits eine ganze Zeit existieren.
`Wie interessant, auch Zwerge verwenden Zinken.´ ging es der Phexgeweihten bei ihrer Entdeckung durch den Kopf und sie musste Grinsen. Ansonsten sah sich Saya aufmerksam um, merkte sich die ein oder andere Landmarke, blickte auch immer mal wieder über die Schulter und ließ den Wald auf sich wirken. Auch wenn sie keine geschulte Waldläuferin war, hatte sie genug Zeit in der Wildnis verbracht, um achtsam und vorsichtig zu sein. Es war einfach die falsche Gegend, um fröhlich plaudernd nebeneinander durch den Wald zu reiten und so wahrte auch die muntere Füchsin das Schweigen.

Weitere Zeit verstrich, in der Sayalana und die drei Zwerge einem sich windenden, kaum erkennbaren Pfad, immer tiefer in den Eisentann folgten. Hier und da erblickte die Geweihte weitere Runen an den Stämmen der zum Teil übermanns- dicken Bäumen, zum Teil auch nicht nur einzelne, sondern mehrere. Waren dort Richtungen und Distanzangaben verzeichnet?
Irgendwann, Sayalana fiel es schwer zu sagen, wie spät es inzwischen war, denn die Monotonie ihres Weges und das sie den Stand der Praiosscheibe durch das dichte Nadeldach kaum ausmachen konnte, erschwerte die Schätzung der Uhrzeit, viel der Waldboden neben ihnen ohne jede erkennbare Vorwarnung steil ab. Cendrasch hob eine Hand und sofort wurde gehalten, damit Sayalana sich einen Eindruck verschaffen konnte.
Die Geweihte ließ ihren Blick schweifen und erkannte, dass es sich nicht einfach um eine gewöhnliche Änderung der Topologie des Bodens handelte, sondern um eine nahezu kreisrunde Grube. Der gegenüberliegende Rand mochte gute vierzig Schritt entfernt liegen, auch wenn es nur schwer auszumachen war. Bäume und Gebüsch fanden sich auch an den Hängen des etwa fünfzehn Schritt tiefen Kraters wieder. Unten glitzerte Wasser, da dort auf einer kleinen Fläche kein Bewuchs vorzufinden war und Sonnenstrahlen durch die Lücke im Blätterdach brachen.
“Da sind wir”, brach der Junker nach einigen Momenten das Schweigen. “Dies ist der erste Krater von Mortar Oktasch’. Es ist einer der Größeren, wenn auch nicht der tiefste von ihnen. Hier jedenfalls haben meine Brüder und Schwestern noch nicht begonnen, nach Erz zu graben.”
“Erstaunlich wie rund er ist.” stellte die Geweihte fest, während sie den Krater und den Bewuchs des selben genau musterte. “Es sieht nicht so aus, als wäre hier in den letzten Generationen jemand anders als Mutter Sumu am Werk gewesen.”
Bedächtig nickte der Junker und pflichtete der Geweihten somit im Stillen bei, bevor er etwas erwiderte.
“Die Himmelskörper, die diesen und die anderen Krater schufen, gingen nicht in diesem Zeitalter hernieder. Das Land muss hier großflächig verheert gewesen sein, der ganze Landstrich verwüstet von der enormen Wucht der Einschläge, vielleicht gar von einer resultierenden Feuersbrunst verzehrt. Doch heute hat sich die Natur alles zurückgeholt, allein die Gigantenmutter trägt noch die Narben der Meteoriten und auch sie werden in kommenden Äonen langsam verschwinden.”
Sayalana ließ die Bilder, die Cendrasch mit seinen Worten heraufbeschwor in sich wirken. Die Füchsin lebte im Hier und Jetzt. Äonenüberspannende Ereignisse oder Entwicklungen erfüllten sie mit Ehrfurcht. So kam das Gespräch an dieser Stelle wieder zum Erliegen und der kleine Trupp setzte sich erneut in Bewegung.

Sie ließen den ersten Kraten hinter sich und folgten weiter dem Pfad durch den Wald. Und diesmal dauerte es nur kurz, bis sich das Zwielicht des Waldes erneut lichtete.
Der zweite Krater, den Sayalana zu sehen bekam, war definitiv nicht unangetastet, denn das Blätterdach existierte innerhalb des Kraters nicht und selbst am Rand sah die Geweihte einen umlaufenden Kahlschlag von gut zehn Schritt Breite. Überall ragten nur noch Baumstümpfe aus dem Boden. Praios Licht, aber auch klirrende Kälte schienen vom Himmel zu fallen. Von seinen Ausmaßen kam dieser Krater dem Ersten sehr nahe. Er kam Sayalana jedoch noch etwas tiefer vor. Unten sah sie dennoch kein Wasser.
Die Geweihte hörte von unten Geräusche wie von Hämmern und Sägen, sah jedoch zunächst niemanden. Ein umlaufender, auf Stelzen gesetzter, vielleicht ein Schritt breiter Steg führte in einer Spirale in den Krater. An jeweils zwei intakten Stämmen waren die dicken Haltetaue einer Hängebrücke befestigt, die mittels einfacher Holzbeplankung einmal queer über die tiefe Erdkuhle führte. Eine Handvoll von Holzbalken abgestützten Öffnungen gähnten in den Seitenwänden des Kraters.
“Dies ist einer der Krater, an denen derzeit nach Metall gesucht wird. Es gibt jedoch auch einen kleinen Weichkohleflöz”, erklärte Cendrasch, als er hielt und Sayalana wiederum Zeit gab, sich umzusehen.
Neugierig blickte die Geweihte sich um. Mit dem Bergbau war sie wenig vertraut und sie hatte sich auch nicht wirklich ein Bild davon gemacht, wie das bei einem Krater ablaufen würde. “Was passiert, wenn es richtig Winter wird?” fragte sie nach einigen Minuten stillen überlegens. “Schneit der Kratergrund dann so weit zu, dass die Arbeiten eingestellt werden und wie ist es mit Wasser? Hier ist kein See am Grund. Leitet ihr das ab?”
“Wenn tiefer Winter ist und hoch Schnee liegt, wird nur in den Erdstollen gearbeitet. Dort ist die Temperatur immer noch verhältnismäßig angenehm”, entgegnete der Junker. “Dort unten sind ja auch die Wohnbehausungen meiner Brüder und Schwestern. Sie müssen im Idealfall nicht oft an die Oberfläche. Es ist aber dann schon ein Abenteuer, die Stege nach oben freizuschaufeln. Und als Besucher nach unten zu gelangen auch. Ich habe mehr als einmal eine ungewollte Rodelpartie zum Grund gemacht und steckte dann in annähernd zwei Schritt tiefen Schnee fest, aus dem ich mit einem Seil befreit werden musste.
Zu Schneeschmelze steht dort unten Wasser, ja, aber bis dahin halten die seitlichen Entwässerungsschächte den Grund trocken. Es musste eine lehmige Gesteinsschicht durchstoßen werden, damit das Wasser versickern kann. Wir haben hier viel experimentiert, bis wir zu dem gewünschten Ergebnis gekommen sind- mit so ziemlich allem. Erdreich ist nicht unser bevorzugtes Element.”
Die Füchsin nickte beeindruckt. “Mir scheint aber, ihr seid hartnäckig genug, um euch nicht von Widrigkeiten entmutigen zu lassen.” lobte sie grinsend.
Cendrasch lachte. “Es ist nicht Art der Kinder Angroschs sich unterkriegen zu lassen. Der Allvater trug uns auf, über seine Schätze zu wachen und das tun wir, wo immer es sein muss- so auch hier.”
Nach diesen Worten blickte der Junker nachdenklich zum Himmel. Der Tag war bereits vorangeschritten. Das Praiosmal hatte seinen höchsten Stand bereits überschritten.
“Ich schlage vor, wir schlagen jetzt einen kleinen Bogen”, sagte der ehemalige Hauptmann, dann, als er wieder zu Sayalana sah. “Einen Krater möchte ich euch noch zeigen. Weiter in den Tann werden wir jedoch nicht vordringen, denn dann würde es zu spät werden für den Weg zurück. Ich würde daher auch vorschlagen, wir essen etwas unterwegs. Einverstanden?”
“Natürlich.” nickte die Geweihte. “Ich möchte die Nacht sicher nicht im Freien verbringen.”

Den Weg, den Cendrasch von jenem Punkt einschlug, führte die Gruppe zunächst kaum hundert Schritt weiter auf dem bisherigen Weg, wo sich eine Weggabelung befand, wenn man sich die Zeit nahm, diese als solche zu erkennen, einfach war dies indes nicht. Dort jedenfalls wechselte der Junker die Richtung, so dass sie in einem Bogen nun wieder grob in Richtung Waidbruchs reiten würden, mutmaßte die Geweihte.
Der Junker griff in die Satteltaschen seines Ponys und verteilte nach und nach etwas Proviant- Hartwurst, Käse und Brot und auch ein Wasserschlauch wurde herumgereicht, so dass sie sich wie besprochen unterwegs stärken konnten.
Etwa eine Stunde folgten die drei Zwerge, mit Sayalana weiterhin in ihrer Mitte, diesem schmalen Pfad durch den Tann, bis ein weiterer, der dritte Krater ihres kleinen Ausflugs, erreicht wurde.
Sayalana merkte sofort, dass hier, an diesem Ort etwas ‘anders’ war. Der Krater war bereits mit allerlei Buschwerk zugewuchert, umgefallene Bäume lagen kreuz und quer und forderten den Reiter Umwege ab, um dem Rand der Kuhle näher zu kommen. Als sie ihn dann erreicht hatte, beschlich die Geweihte ein ungutes Gefühl der Beklemmung, welches sie an jenen Moment erinnerte, da Cendrasch im Ingerimm-Tempel von Waidbruch die versteckte Falltür im Allerheiligsten geöffnet hatte.
Unten im Krater, er mochte in etwa zehn Schritt tief sein, stand ein riesiger, abgestorbener Baum. Es musste eine Eiche gewesen sein, doch dies war kaum sicher auszumachen. Kein Laub zierte die grotesk verkrüppelten und in sich verdrehten Äste der Krone, die komplett über den Rand des Kraters hinausragen und damit den Anschein erweckten, wie Tentakel nach ihnen greifen zu wollen.
Sayalana erkannte ein großes Astloch weiter unten am Stamm, das nicht rund, sondern länglich geformt war und in dem sich verhärtete Rinde zu mehreren Reihen umlaufender Zähne ausgebildet hatte. Tiefe Risse von Axthieben waren rundherum zu erkennen. Bolzen steckten im Stamm. Der Geweihten schauderte es, als sie begriff, dies war einer jener durch den ‘Dunklen Vater’, den Schänder der Elemente verkrüppelten Bäume, welche die Wälder Ostaventuriens immer noch besudelten.
Cendrasch vor ihr und auch Gorm und Groth hinter ihr murmelten leise vor sich hin. Sie sprachen wohl kleinere Gebete in ihrer Muttersprache. Der Junker zog zum Ende hin gar seinen Drachenzahn und küsste das blanke Metall, bevor er die blitzende, breite Klinge wieder in die Scheide steckte.
Angewidert blickte die Phexgeweihte auf den toten Baum. Auch sie hatte sowas schon früher gesehen. Es würde viele Jahre dauern, allen Schaden, den die Dämonenknechte angerichtet hatten, zu beheben und dieses Schlachtfeld hier war nicht ihres, gegen Pervertierungen der Natur war sie machtlos. “Von solchen Orten stammt ES also.” stellte die Geweihte unbestimmt fest. “Die Heilung, die eine solche Landschaft braucht, kann ich allerdings nicht geben. Peraine oder Tsa können da helfen, aber die Brüder und Schwestern sind einfach viel zu wenige.”
“An den Wurzeln dieses Zerrbildes eines Baumes war Höllenstein vergraben”, bestätigte Cendrasch Sayalanas naheliegende Vermutung. “Das Unmetall ist der Ursprung der größten Pervertierung des Eisentanns.” Der Junker spieh aus, als habe er Galle im Mund.
“Kommt”, sprach er dann nach nur einer kleinen Pause. “Lasst uns hier nicht länger verweilen als notwendig und den Heimweg antreten. Ich möchte euch in Waidbruch noch zeigen, wofür ihr euch einsetzen sollt, die Wege hierher auszubauen. Einverstanden?”
“Ja, sehr gern.” Saya nickte dem Zwerg lächelnd zu und gemeinsam machte man sich auf den Rückweg.
Im Wegreiten warf sie noch einen letzten, düsteren Blick auf den verunstalteten Baum und seufzte. Neben den Geweihten der Zwölf gab es noch die Druiden Tobriens, die hier wohl auch helfen könnten, aber auch diese waren nicht mehr zahlreich und in einem Gespräch mit Marlek hatte er ihr auch erzählt, dass jüngere Sumudiener dem pervertierten Land verfielen, die Naturzauberer hatten also ihre eigenen Probleme. In ihren Gedanken versunken ließ Saya ihr Pony einfach Cendrasch hinterherlaufen und achtete ausnahmsweise einmal nicht auf die Umgebung. Die Zwerge waren ja auf der Hut.

Der Rückweg verlief weitestgehend ereignislos. Der Zug der vier Reiter passierte zwei weitere Krater, diese jedoch waren bedeutend kleiner, als die drei, die Sayalana bereits gesehen hatte und schienen komplett unangetastet. Es gab wohl tatsächlich noch viel zu tun in Eisentann. Das Unterfangen der Zwerge war nicht in Jahren, wohl eher in Jahrzehnten zu bemessen- ihrer Lebensspanne angemessen.
Viel zu rasch senkte sich das Praiosrund und die Dämmerung brach an. Damit einher ging das Einsetzen von leichtem Schneefall. Der Himmel hatte sich zum Abend hin zugezogen über dem Tann, so dass es zumindest nicht klirrend kalt werden würde.
Als Cendrasch, gefolgt von Sayalana und den beiden Zwillingen schließlich den Wald verließen, hatte die Geweihte im Eisentann kaum noch etwas sehen können. Die Sonne war bereits seit einem vollen Wassermaß untergegangen und das Madamal war nur dann und wann über dem Tann zu sehen, wenn die Wolken und die Kronen der Bäume dies zuließen. Dennoch hatten die Zwerge ihren Weg gefunden, ohne eine Lichtquelle zu entzünden. Das wenige, vorhandene Licht schien ihnen zu reichen.
Nun, auf freier Fläche und da Waidbruch in Sicht kam, sah Sayalana wieder bedeutend besser. Das zeitweilig vorhandene, fahle Licht des Mondes, welches durch den Schnee reflektiert wurde, tauchte die Umgebung in faszinierende Blautöne. Fackeln brannten auf dem Wehrgang des geschlossenen Tores des Wehrdorfes, welches dann aber rasch geöffnet wurde, als Cendrasch in sein Horn stieß. Der Junker hatte offensichtlich keine Lust, noch vor dem Tor halt zu machen. Allen war die Kälte der hereingebrochenen Dunkelheit in die Glieder gefahren, auch wenn es schlimmer hätte kommen können, wäre die Nacht klar gewesen. Im gepflasterten Hof hinter dem Tor angekommen, stiegen die vier steif von den Ponys, da ihr Führer das Schweigen brach: “Gorm, Groth, habt Dank für eure Bedeckung heute”, wandte sich der Junker an seine Männer. “Bringt die Ponys in die Stallungen und sorgt dafür, dass sie versorgt werden. Wir sehen uns morgen Brüder.
Kommt”, sprach Cendrasch dann in Richtung Sayalanas, “wir gehen hoch. Ich kann es kaum erwarten in die warme Stube zu kommen.”
“Da bist du nicht allein.” erwiderte die Geweihte. “Ich hätte jetzt nichts gegen einen weiteren Becher von dem Rumtopf einzuwenden.” fügte sie noch hinzu. Bevor sie aber dem Junker folgte, bedankte sie sich auch selbst noch bei den beiden Zwergen und tätschelte dem Pony den Hals.