ET24 BiE Deftiges Frühstück

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Briefspiel
Deftiges Frühstück
Region: Ysilien
Ort: Junkertum Eisentann
Zeitraum: 11.04.1044 BF
Beteiligt: Cendrasch Sohn des Chrysoprax, Sayalana Sindarian Sterntreu de Valoisé
Kapitel:


Am folgenden Morgen, der Hahn war dabei, das Praiosmal zu grüßen, klopfte es sanft an Sayalanas Tür. Die Geweihte war bereits seit geraumer Zeit wach und hatte ihr allmorgendliches Gebet an den Listenreichen beendet, als eine Frauenstimme durch die geschlossene Tür zu ihr sprach: “Ich hoffe, ihr habt wohl geruht. Der Waschraum ist frei und es steht ein Eimer mit aufgewärmtem Wasser für euch bereit. Wenn ihr soweit seid, sagt bitte in der Küche bescheid. Cendrasch sitzt bereits in der guten Stube und widmet sich seiner Korrespondenz. Er würde gern mit euch Frühstücken, so auch euer Appetit zurückgekehrt ist.”
"Habt, Dank!”, rief Saya durch die Tür zurück. Sie suchte sich in ihrem Gepäck ein Stück Seife, es stammte von einer wirklich guten Parfümerie in Punin und begab sich zum Waschraum. Anschließend kehrte sie zu der Stube vom Vortag zurück und klopfte an. So bald von drinnen ein “Herein” erklang, steckte sie den Kopf durch die Tür und grüßte: “Phex und seinen Geschwistern zum Morgengruß, Cendrasch.” Sie schlüpfte hinein und stellte erfreut fest, dass es wieder genauso angenehm warm war wie gestern.
Als der Junker die Geweihte erblickte, legte er die Schreibfeder weg und erhob sich. “Ah. Angrosch zum Gruße. Komm und setz dich zu mir. Ich habe uns ein Frühstück bereiten lassen”, lud er Saya ein. “Ich hoffe du hast Hunger”, es war mehr eine Feststellung denn eine Frage.
Mit einigen gekonnten Handgriffen klappte der Junker eine dicke Ledermappe zu, legte den Rest der losen Blätter oben drauf und beschwerte diese mit einem Brieföffner in Form eines Messers aus Bein. Dann griff Cendrasch zum Rand seines geräumigen Schreibtisches, wo ein Tablett stand. Er stellte je einen Teller vor sich und dem Platz seinen gegenüber, wo auf Sayas Seite ein Lehnstuhl mit zerschlissener Polsterung stand. Anschließend verteilte er den Rest, der sich auf dem Tablett befand: Ein Korb mit Brot, ein Tiegelchen Schmalz, einer mit dunklem Honig, zwei kleine Schüsselchen- eines, welches voller Eier war und ein anderes, über das ein kleines Tuch gelegt war, anscheinend um dessen Inhalt abzudecken. Abschließend legte der Junker der Geweihten ein Messer hin.
Gemeinsam mit Sayalana, ganz so, als wollte der Zwerg höflich sein, setzte er sich.
“Nun, habt ihr gut geschlafen? Ich hoffe ihr seid zufrieden mit eurem Zimmer”, begann der Angroscho die Konversation, während die Haushälterin ohne Worte die Stube betrat und beiden einen Holzkrug mit würzig-süß dampfendem Tee hinstellte, nur um sich sogleich wieder ebenso still zu entfernen. Wie beiläufig entfernte Cendrasch unterdessen das Tüchlein von bereits erwähnter Schüssel und dies gab den Blick frei auf ein großes Stück Käse, dessen Geruch der Geweihten sogleich entgegenschlug und der ihr fast wie eine Meeresbrise vorkam. Er musste salzig sein, so viel stand außer Frage.
Saya setzte sich auf den angebotenen Stuhl und beobachtete mit einem Ausdruck der Zufriedenheit, wie Cendrasch die wunderbaren Küchenschätze vor ihr ausbreitete. Den intensiv riechenden Käse beäugte sie allerdings misstrauisch. “Danke, ich habe wunderbar geschlafen”, beantwortete sie seine Frage. Sie tat sich Schmalz und Brot auf und nahm sich auch ein Ei aus der Schüssel. “Wenn man es mal bis Waidbruch geschafft hat, dann ist es sehr gemütlich.” stellte sie fest. “Es hat aufgehört zu schneien und für mich sieht es nicht so aus, als würde es gleich weiterschneien. Wollen wir dann heute einen Ausflug in die Umgebung machen? Wie weit ist es bis zu den Erzlagerstätten? Ist das an einem Tag zu schaffen?”
“Wenn wir Ponys nehmen und uns ranhalten, dann ja”, antwortete Cendrasch, der sich grad Schmalz auf einen dicken Kanten Brot schmierte. “Es gibt einen Trampelpfad, den wir nehmen können. Bis zu den ersten Kratern von Mortar Oktasch sind es vielleicht vier Stundengläser bei diesen Witterungsverhältnissen. Der Schnee ist noch nicht tief. Das wird die Ponys kaum behindert. Uns hingegen würde es sehr langsam machen.
Weiter als das Randgebiet von Mortar Oktasch würde ich auch nicht in die Wälder ziehen wollen, es sei denn ihr wollt im Freien übernachten. Das ist aber immer noch nicht ratsam bei dem, was sich noch immer dort draußen herumtreibt. Die Kälte ist da das geringste Problem. Und meine Brüder und Schwestern mögen keinen unangekündigten Besuch in ihren… nun ja, Behausungen, Hallen sind es ja nicht.”
“Also wenn ich es vermeiden kann, dann möchte ich nicht im Freien schlafen. Reiten klingt auch gut”, stimmte Saya den Vorschlägen des Junkers zu. “Es gibt also noch weitere zwergische Siedlungen hier?”
Cendrasch lachte. “Waidbruch ist keine Siedlung der Angroschim, nur weil ich Junker bin und einige mir treue Veteranen hierher geholt habe, um Angrosch zu dienen. Mortar Oktasch aber ist eine solche Siedlung meiner Brüder und Schwester, auch wenn sie ganz anders ist als sonst für uns üblich. Wir haben hier keine Berge, um Stollen zu treiben. Die ‘Hallen’ sind lediglich in die Hänge der tiefsten Krater getrieben, dort, wo nach den Überresten der Meteoriten gesucht wurde und wird. Es sind Erdbehausungen, die in Zukunft wohl auch Verbindungstunnel erhalten werden. Entwässerung ist ein ständiges Problem, aber das haben wir besser und besser im Griff. Gut zwei Dutzend Angroschim leben dort und bergen das Erz aus dem Boden.”
“Ah so ist das”, die Phexgeweihte hatte wieder was gelernt und nickte erfreut. “Wäre es dann nicht sinnvoll, wenn es von Mortar Oktasch, heißt das eigentlich was?, nach Waidbruch eine Straße gäbe?”
“Selbstverständlich”, gestand der Zwerg ohne zu überlegen. “Doch wir müssten dafür unzählige Bäume fällen und moorige Regionen aufwändig trockenlegen, oder große Umwege machen. Nein, das ist keine gangbare Option. Die Lastenponys bringen es die wenigen Meilen hierher. Ab Waidbruch ist das Gelände mehr dazu geeignet, eine befestigte Straße anzulegen. Dies sollte unsere Prämisse sein.
Was den Namen Mortar Oktasch angeht, so kann ich euch keine einfache Übersetzung liefern. Mortar bedeutet so viel wie Wacht im Rogolan, der Zunge meiner Rasse. Ok ist die Farbe schwarz. Die Wortendung -asch hat mehrere Bedeutungen, wie zum Beispiel Abkömmling, Kind, Ableitung, oder Folge.
Meine Brüder und Schwestern sehen in diesem Namen ebenfalls mehr als eine Bedeutung. Frei übersetzt ist es die Wacht über die Hinterlassenschaften der Schwarzen Lande bzw. über das, was die Schwärze geboren hat. Mit Schwarz assoziieren viele von ihnen aber auch schlicht die dunklen Wälder. Versteht ihr?”
Sayalana nickte. “Ja. Ich kenne das Problem mit dem Übersetzen aus dem Tulamidischen. Manche Worte sind einfach nicht eins zu eins übertragbar. Aber die Umschreibung von dir klingt gut, ich denke, das beschreibt den Ort recht gut.” Saya schob sich ihr letztes Stück Brot in den Mund und trank noch einmal von ihrem Tee. “Also ich bin satt. Wegen mir können wir uns auf den Weg machen.” stellte sie fest.
“Das sollten wir”, bestätigte Cendrasch mit einem Nicken. Der Junker erhob sich und räumte die Teller und Schälchen zurück auf das Tablett, jedoch nicht, ohne sich dabei noch ein dickes Stück Käse in den Mund zu stecken.
“Wir treffen uns draußen, in einem halben Stundenglas”, sprach er dann einen Augenblick später, als der Käse hinuntergeschluckt war. “Ich lasse uns noch Proviant für den Tag packen.”