Wachwechsel

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Strandgut – Nachrichten aus Quellensprung

Wachwechsel


Baronie Quellensprung im Efferd, 1043 BF

Der Spätsommer zeigte sich schon seit Tagen von seiner besten Seite. An den Bäumen hingen erntereife Äpfel und die Praiosscheibe tat das ihrige, um ihnen noch ein wenig mehr Süße zu verleihen. Der Vogt von Uhdenberg lächelte zufrieden. Es war für ihn die schönste Zeit des Jahres. Überall wurde geerntet oder aber sich darauf vorbereitet. Und in gerade mal zehn Tagen würde allerorts in Quellensprung das Apfelfest gefeiert. Kendrick trat aus der Haustür und ging langsam die Treppe hinab. Zu den alten Häusern des Gutes von Hagensmoor war in der Zeit der Besetzung noch diese Motte hinzugekommen. Der damalige Herrscher Ulchudan hatte sie bauen lassen, da der eigentlich Baronssitz, die Burg Alkenhorst, derzeit unbetretbar gewesen war.

Damit verfügte Quellensprung über insgesamt drei befestigte Motten. Seine eigene hier in Hagensmoor, den Turm des Ritterguts Zankenburg auf halber Strecke zwischen Hagensmoor und Feuerhafen, und zu guter Letzt die Alkenhorst auf einer kleinen Felsnadel direkt am Horn von Mendena, in Feuerhafen. Kendrick vertrieb diese Gedanken schnell wieder. Erinnerten sie ihn doch zu sehr an den Krieg und das damit verbundene Leid. Viel lieber wollte er sich den Vorbereitungen des Apfelfestes widmen, das wie in jedem Jahr am neunzehnten Tage des Efferdmondes gefeiert würde.

“Jetzt erstmal frühstücken.” Beherzt schritt er aus zum Fiedlers Grün, der Schänke hier in Hagensmoor. Doch daraus wurde nichts, denn als er gen Efferd schaute, sah er eine Schar Reiter auf Hagensmoor zukommen. “Mist. Besuch auf leeren Magen.” Er machte auf dem Hacken kehrt. Er nahm mit jedem Schritt zwei Stufen, denn er wollte den Gästen draußen entgegentreten. Aber nicht ohne Schwert an der Seite. Im Hochlaufen rief er noch Befehle über die Schulter damit sich auch noch ein paar Bedienstete vorbereiten konnten. Immerhin kam es nicht häufig vor, dass wohl ein dutzend Reiter auf den Ort zuhielt.

Wenig später stand Kendrick mit gegürtetem Schwert in der Mitte des Ortes. Die Reiter zügelten ihre Pferde weit vor den ersten Häusern. Ganz so als wollten sie den Bewohnern die Gelegenheit geben sich ein Bild von ihnen zu machen. Es waren zehn Reiter. Eine gemischte Truppe zwar, doch eindeutig alles Kämpfer. So viel war klar. Was weiterhin klar hervortrat, war, dass sie wachsam ihre Umgebung beobachteten. Kendrick schimpfte sich innerlich einen Dummkopf, weil er es versäumt hatte seine Leute zumindest in Grundzügen auszubilden. Er erkannte wie sich die Neuankömmlinge gegenseitig auf den ein oder anderen Bauern aufmerksam machten, der hinter eine Ecke mit Dreschflegel in den Händen lauerte. “Mein Name ist Sigur Monskaad und ich überbringe Grüße von Iberius Stardanstein.” Der letztere Name sagte Kendrick durchaus etwas. Grauwolf Iberius Stardanstein, der Hauptmann der Söldner des Sturmbanners. Ein Rudel, also zehn Kämpfer, des Sturmbanners befand sich in Feuerhafen, am anderen Ende der Baronie. Direkt an der Spitze des Horns von Mendena. Und von Zeit zu Zeit gesellten sich die Seesöldner des Sturmbanners dazu, die mit ihrem Schiff, der Nordfalk, in der Blutigen See unterwegs waren.

Die Söldner hatten damals bei der Befreiung der Baronie geholfen und so hatte es sich ergeben, dass Kendrick ihnen ein Quartier in Feuerhafen angeboten hatte. “Ich grüße dich Sigur. Und bedanke mich für die Grüße. Steigt ab und versorgt eure Pferde. Kann ich euch auf ein bescheidenes Frühstück einladen? Ich selbst war gerade dabei mir in der Schänke etwas zu Gemüte zu führen.” Der dunkelhaarige Söldner ließ sich nicht lange bitten. Behende sprang er vom Pferd und drückte die Zügel einem seiner Kameraden in die Hand. “Sehr gerne. Ein kleiner Happen dürfte wohl noch passen. Wir wollen euch hier aber nicht zu lange aufhalten. Offenbar gibt es noch einiges zu tun.” Ein spöttischer Blick flog zu einem der Bauern, der immer noch den Dreschflegel umklammerte.

“Was führt euch zu uns? Gibt es Ärger?” “Mitnichten. Iberius hat nur entschieden, dass meine Männer und ich das bisherige Rudel in Feuerhafen ablösen. Die Kameraden sollen näher an Ilsur heranrücken.” So ganz passte es Kendrick nicht, dass Iberius ihn mit dieser Entscheidung überraschte. Andererseits - bislang hatte er sich auch sehr wenig um die Söldner in Feuerhafen gekümmert. Vielleicht sollte er die als neuen Anfang betrachten und sich künftig mehr um die Kämpfer kümmern. Immerhin würden sie ja im Ernstfall Seite an Seite kämpfen. “Dann willkommen in Quellensprung. Wir feiern in zehn Tagen unser Apfelfest. Willst du mit deinen Männern hier mit uns gemeinsam feiern?” Sigur brauchte nicht lange zu überlegen. “Sehr gerne. Dann können wir uns auch ein wenig kennenlernen. Die Einladung ist dankend angenommen.”

Als die Söldner Hagensmoor gen Firun verließen atmeten einige der Bauern erleichtert auf und Kendrick freute sich schon auf die Gesichter, wenn er ihnen verkünden würde, wen er da zum Fest eingeladen hatte.