Rotes Gold Tobriens

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Strandgut – Nachrichten aus Quellensprung

Rotes Gold Tobriens


Peraine 1042

Hacienda de Valoise, Almada.

“Und Du bist sicher, daß ich Dich allein lassen kann, Amanté?”, fragte Hector wohl zum zehnten Mal. Er hatte einen seiner beiden Zwillinge auf dem Arm, während Saya im großen Korbsessel saß und sanft den zweiten wiegte. Die beiden kleinen Füchse, bei deren Rettung der Geweihte fast sein Leben verloren hatte, spielten zu ihren Füßen und balgten sich. “Aber ja, Hec. Ich bin hier gut aufgehoben und alle, wirklich alle kümmern sich um uns.”, antwortete Sayalana, fast schon ein wenig genervt. Seit der mehr als dramatischen Geburt waren gute sechs Monate vergangen, und die beiden Legaten des Zwölfgöttlichen Konzils wider die Finsternis zu Perainefurten waren sich einig, daß die Zeit des Familienlebens zwar schön war, aber immer noch viele Aufgaben vor ihnen lagen. Sie waren übereingekommen, daß Hector nach Quellsprung reisen sollte, um dem neuen Handelshaus das die Kirche des Fuchses dort unterhielt einen Besuch abzustatten und nach dem Handel und der Ernte mit dem tobrischen Safran zu sehen. Er wenig freute er sich auf die Reise, andererseits würde er lange von seiner kleinen Familie getrennt sein. “Hec, es ist wichtig. Und ich kann noch nicht wieder so wie ich gerne möchte. Also sage ich Dir als Dein Legat: Morgen reist Du ab! Ich bin nicht pflegebedürftig, und selbst wenn… Alle hier kümmern sich um uns.” “Aye. Wenn Du…” “Hector!” “Ja, Amanté.”, gab der Geweihte halb lachend nach. So genoss er den letzten Abend im Kreise der Familie auf der Hacienda und bereitete seine Abreise vor. Am nächsten Morgen, nachdem die Zwillinge sie pünktlich wie ein Hahn beim ersten Licht der Praiosscheibe geweckt und sie gemeinsam gefrühstückt hatten lud Hector seine Reiserolle auf seinen großen Hengst Severin und schnürte alles fest. Dann trat er zu seiner Frau und seinem Vater, dem stolzesten Großvater unter Almadas Sonne. Dom Diego hielt die Zwillinge in den Armen, und beide schauten Aufmerksam zu ihrem Vater. Hector strich beiden über die Wangen, klopfte seinem Vater auf die Schulter und umarmte dann seine Frau. “Bis bald, Amanté. Passt gut auf Euch auf.” Sie schaute von unten zu ihm auf und sagte: “Du auf Dich auch, alter Fuchs. Du weißt wie gerne ich Dich begleiten würde.” Dann gab sie ihm einen Kuss. Er zog sie an sich und sagte: “Si, Amanté. Aber es wird noch viele Reisen geben die wir gemeinsam machen werden. Die kleinen Zorritos brauchen Dich.” “Ihren Vater auch. Deswegen komm ja heil wieder.” “Aber sicher.”, antwortete Hector. Dann saß er auf und Severin schnaubte freudig. Er tätschelte dem schwarzen Hengst den Hals. “Alter Mann, den Segen des Fuchses über unser Haus. Das Du ja auf alles aufpasst, wie immer. Und bleib Gesund.”, sagte Hector lachend zu seinem Vater. “Jungspund, den Segen des Fuchses auch mit Dir. Das der graue Mann wie immer sein Auge auf Dich hat. Wir wissen ja dass Du es brauchst.”, erwiderte Dom Diego ebenso lachend. Auch Saya schmunzelte, wenn auch mit einem leicht bitteren Beigeschmack. Immer noch sah sie in dunklen Momenten vor ihrem inneren Auge Hector stürzen. Das Bild, als ihr Mann abstürzte und nur durch mehrere Wunder überlebt hatte war in Ihr Gedächtnis eingebrannt. “Ich liebe Dich, Hector. Vergiss das nicht.” “Wie könnte ich. Immerhin beruht das auf Gegenseitigkeit. Ich werde in Punin noch kurz im Tempel und bei Christo im Handelskontor vorbei sehen. Und dann geht es nach Quellsprung. Ciao, Familia.” Damit gab er Severin einen sanften Stups mit den Sporen und die Reise begann unter winken und rufen der Bediensteten der großen Hacienda.


[***]


Bis auf einige kleine der üblichen Probleme verlief die Reise angenehm ereignislos. Hector genoss es, sich den Wind und die Sonne um die Nase wehen zu lassen und auf Severin durch die Welt zu reiten. “Das ist viel zu lange her, daß wir zwei unterwegs waren. Richtig Severin?” Er trug seine bevorzugte Reisekleidung. Die alte Lederweste, den großen Hut mit den Federn, Lederhose und Stulpenstiefel. Dazu Fuchszahn, sein geweihtes Rapier und den Dolch, den Phexgeschwind Wiesenläufer, der Mondschatten des Puniner Tempels, ihm und seiner Frau zur Geburt der Zwillinge geschenkt hatte. Es war ein Zwillingspaar Dolche mit Fuchskopf zur Geburt eines Zwillingspaares. Die beiden Entermesser, die Hector bereits im Tobrienkrieg geführt hatte, lagen in der Packrolle. Auch wenn er nicht glaubte sie brauchen zu würden hatte er sie mitgenommen. So erreichte er nach einer ruhigen aber schönen Reise die Baronie Quellsprung und kurze Zeit später stand er am Tor der Motte Hagensmoor. Die Blicke der Bauern und Dörfler, die eine Mischung aus Neugier und Mißtrauen zeigten, waren ihm nicht verborgen geblieben. “Phex zum Gruße”, grüßte er den ersten Wächter den er erwischte, “Ich bin Ehrwürden Hector Jorgé Ramirez de Valoise, Pro-Legat der Kirche des Grauen Mannes. Ich suche Vogt Kendrick von Hagensmoor, wäret Ihr so freundlich mir zu sagen ob er anzutreffen ist oder wo er sich sonst befindet?”

Kurze Zeit später fand sich Hector im Saal der Motte wieder. Wobei Saal als eine rechte wohlwollende Bezeichnung erscheinen wollte. Es handelte sich lediglich um den kompletten zweiten Stock der Motte. Die Wache hatte ihn die Treppe hinauf durch einen Hocheingang in den ersten Stock und dann innen über eine weitere Treppe in den Saal geführt. Der große Raum wurde beherrscht von einem langen Tisch mit göttergefälligen zwölf Stühlen. Jeweils fünf an den langen Seiten und dann noch zwei Stühle an den Kopfenden. An den Wänden hingen Vorhänge. Schlicht und ohne aufwendige Stickereien erfüllten sie ihren Zweck und hielten den Raum in kalten Tagen warm. An der firunwärtigen Wand des quadratischen Raumes brannte ein kleines Feuer in einem großen Kamin unter einem Rauchfang, der im Winter auch den Qualm eines größeren Feuers aufnehmen konnte. In den oberen Stockwerken würden dann Kachelöfen die warme Luft dankend in Empfang nehmen und auch dort wohlige Wärme verbreiten. Aber heute verbreitete das heimelige kleine Feuer lediglich ein angenehm flackerndes Licht und gab dem Saal eine gewisse Gemütlichkeit. Vor dem Kamin stand ein kleiner Tisch zwischen zwei bequemeren Stühlen. Die Wache verabschiedete sich mit einem kurzen Kopfnicken und der Versicherung sich nun um das Pferd des Gastes zu kümmern. “Willkommen Ehrwürden. Willkommen in Hagensmoor.” Vogt Kendrick von Hagensmoor schritt die steile Treppe vom oberen Stockwerk herunter. “Kommt ans Feuer und lasst uns bei einem Becher Wein besprechen was euch zu uns führt.” Die wachen blauen Augen des Vogts ließen vermuten, dass er den Grund des Besuches zumindest erahnte.

“Phex mit Euch, Vogt. Ich komme unter anderem im Auftrag des zwölfgöttlichen Konzils wider die Finsternis zu Perainefurten. Und natürlich um das Kontorhaus zu besuchen, welches hier eingerichtet worden ist.”

Kendrick stockte ein wenig bei der Erwähnung des Konzils. Sicher, er hatte schon Besuch aus dieser Richtung erwartet. Immerhin lagerte schon eine Ernte Safran hier in Quellensprung und es war an der Zeit einmal den genauen Ablauf samt Konditionen zu... besprechen, aber irgendwie hatte er mit einer Delegation gerechnet und nicht nur mit einem Gesandten. Er lehnte sich erwartungsvoll in seinem Stuhl zurück. Gespannt welche Kunde sein Besuch mitgebracht hatte.

Hector nahm dankend Platz. “Wie Ihr ja wisst, haben wir mit Goldo Paligan einen Handelseid vor Praios und Phex gesprochen, der ihm das Handelsmonopol mit tobrischen Safran sichert. Er wird alles abnehmen zu den Preisen, die auch Stoerrebrandt zahlt für sein Handelsmonopol. Wir sprechen hier über eine Summe zwischen 30.000 und 40.000 Dukaten, wie Ihr sicher wisst. Im Gegenzug dazu hat sich Goldo Paligan dazu bereit erklärt, dass er und seine Familie alles dafür tun, den Handel mit tobrischen Sklaven einzudämmen und zu unterbinden. Das Konzil vertritt die Ansicht, das dieser Handel wichtig ist um die Bevölkerung wieder aufzustocken. Abgesehen davon das Sklaverei in meinen Augen eh nicht göttergefällig ist. Der Transport des Safran wird durch die Schiffe der Flotte von Baron Irian von Tandosch durchgeführt, auch dieses in einer Monopolstellung. Die hier geschlossenen Verträge sind ebenso bindend wie der Handelseid. Das eingenommene Geld wird, und ich hoffe das findet Eure Zustimmung, natürlich nicht nur Eurer Baronie zugute kommen, sondern durch das Konzil zumindest teilweise dafür genutzt, um Waisenhäuser, Tempel und Suppenküchen zu errichten und das Wort der Zwölf wieder in Tobrien erklingen zu lassen.” Hector lehnte sich zurück und legte die Fingerspitzen aneinander.  “Uns wäre es wichtig, das die klingende Münze dazu genutzt wird, Land und Menschen zu helfen und das Vertrauen in die Kirchen wieder auf zu bauen. Ihr wisst selber, wie viele Menschen unter den Folgen des geschehenen Leiden. Es gibt eine Generation von Kindern, die nur die Kirche des Heiligen Borbarad kennen und damit aufgewachsen sind. Hier müssen wir mit allen Mitteln daran arbeiten, das diese Seelen wieder in den Schoß der Zwölf geholt werden. Ich hoffe dies findet eure Zustimmung, Vogt Kendrick.” Der Geweihte schaute dem Vogt direkt Augen. “Absolut. Land und Leute brauchen Heilung von den dunklen Zeiten durch die sie gegangen sind. Da sind Taten gefragt. Und die wiederum wollen finanziert werden. Ich bin froh und dankbar, dass ich hierzu mein Scherflein beitragen kann. Die Lagerung der ersten Ernte verlief zwar noch etwas unkoordiniert aber wir arbeiten bereits an einer optimaleren Lösung. Ich denke, dass sich auch der Prozess der Übergabe an den Tandoscher noch verbessern lässt. Alles in Allem bin ich jedoch zuversichtlich.” Kendrick fügte eine kleine Pause ein, in der sich etwas nachschenkte und auch dem Gast noch etwas zu trinken anbot. “Was die Berechnung des Anteils für die Baronie Quellensprung angeht bitte ich nur zu bedenken, dass auch gewisse Kosten entstehen, um die Ernte hier bis zur Übergabe sicher zu lagern. Zum einen muss der Lagerort den Ansprüchen der Ware gerecht werden damit sie nicht verdirbt; zum anderen gilt es natürlich auch das wertvolle Gut vor unberechtigtem Zugriff zu schützen. Für ersteres sorge ich indem ich den alten Baronssitz in Feuerhafen, Burg Alkenhorst, wieder instandsetzen lasse. Inklusive einer entsprechenden Räumlichkeit, in der wir den Safran sicher lagern können. Des weiteren sind die Söldner des Sturmbanners für den Schutz vor Dritten unabdingbar. Glücklicherweise konnte ich sie für diese Aufgabe gewinnen. Sie werden mit einem Rudel, also 10 Kämpfern, in Feuerhafen ihren Platz bekommen.” Der Vogt machte eine weitere Pause. “Ich denke wir sind uns da im Prinzipiellen einig?”  “Natürlich werden Eure Kosten gedeckt werden, das versteht sich von selbst. Ihr sollt aus diesem Handel nicht unbefriedigt hervorgehen. Mein Vorschlag wäre, dass die Verwaltung der Geschäfte durch einen Phex-Geweihten im neuen Handelskontor abgewickelt werden kann, damit Ihr Euch um Eure Voigtei und Eure Schutzbefohlenen kümmern könnt. Es wäre eine Erleichterung für Euch. Selbstverständlich bekommt Ihr jederzeit Einblick in die Bücher wenn Ihr es wünscht. Mir ist da einem transparenten Miteinander gelegen. Die Gewinne werden dann dementsprechend verteilt und der Gewinnanteil des Konzils entsprechend verwendet. Wenn Ihr wünscht können wir diese Abmachung auch hier und jetzt beeiden.” Nachdem der Pakt besiegelt war widmeten sich die beiden Männer einem Abendmahl. Später am Abend stand Kendrick an einem der Fenster und schaute, lauschte in die Nacht. Ein guter Handel war das. Mit einem guten Gefühl begab er sich dann schließlich zu Nachtruhe.


[***]


Bernhelm stand neben dem Rudergänger und ließ den Blick über die beiden Schiffe gleiten. Lustig tanzten die Banner im Wind, am ersten Masten der gekrönte Rabe, am zweiten der tandoscher Turm. Die Kapitäne beider Schiffe verstanden ihr Handwerk und die Mannschaft war gut aufeinander eingespielt, so dass es zur Zeit keinen Grund für Bernhelm gab sich einzumischen. In Rogolan wüst fluchend waren die zwergischen Geschützmeister fortlaufend damit beschäftigt die Bordgeschütze zu pflegen, da ihnen die salzige Seeluft zusetzte. Die Entermannschaft verbrachte die Zeit mit Karten- und Würfelspielen und die Bord-Maga ließ sich nur selten blicken.

“LAAAAAND” erschallte es aus dem Krähennest. Sie hatten Quellensprung erreicht und Bernhelm war gespannt was ihn erwartete. Noch eines der Geschäfte, dass sein Vater eingefädelt hatte und weiteres Gold in die Tandoscher Taschen spülen würde. Auch wenn er immer wieder mit seinem Vater über Kreuz lag, der füchsiche Geschäftssinn des Alten nötigte Bernhelm Respekt ab. So brachte das Leben als tandoscher Statthalter in Anfa mehrere Vorteile mit sich. Er traf seinen Vater nur selten, was die Spannungen reduzierte. Die See war näher als in Tandosch, es lebte sich hier mindestens so gut wie im Norden und musste sich nicht dem mittelreichschen Adelsgeflecht unterwerfen.

Das Auftauchen der Schiffe vor der kleinen Bucht von Feuerhafen blieb natürlich nicht unbemerkt. Den Söldnern des Sturmbanners war schon angekündigt worden, dass für die Übergabe des Safrans Tandoscher Schiffe kommen würden, um das Rote Gold nach Al’Anfa zu transportieren. Heute war es wohl soweit. Zum ersten Male würden die Tandoscher hier anlanden und die Ware übernehmen. Aus diesem Grunde war auch der Grauwolf, Iberius Stardanstein, persönlich nach Quellensprung gekommen. Immerhin handelte es sich hier um einen nicht unerheblichen Warenwert für den das Sturmbanner bis zur Übergabe verantwortlich war. An Iberius’ Seite stand Silas Gantenkiel, der sich in diesem Falle besonders den Vertragsinhalten gewidmet hatte. Angesichts der hohen Summen war ein normaler Sold bei weitem nicht das, was den Söldner vorschwebte. Was noch zu verhandeln war. Doch jetzt würden sie erstmal die Neuankömmlinge begrüßen und nach Söldnerart willkommen heißen. Ein paar Fässer heimischen Apfelweins standen schon bereit und zur Not auch noch einige Flaschen des hiesigen Brands, den man hier aus dem Trester gewann. ‘Schabau’... einen merkwürdigen Namen hatte man hier für dieses Getränk, das einem Premer Feuer in seiner Wirkung recht nahe kam.

Bernhelm gab mit der Bootsmann-Pfeife Kommandos, die Bordmaga und die Entermannschaft machte sich kampfbereit und die Bordgeschütze wurden bezwergt, niemand konnte wissen wie die Lage in diesem Bereich Tobriens wirklich war und Bernhlem erinnerte sich nur zu gut an das Wenige, was seine Schwester berichtet hatte. Während die Mantikor, das tandoscher Flaggschiff anlegte, ankerte die Sankta Efferdane kampfbereit in der Fahrrinne. Schließlich lag die Mantikor vertäut am Pier und und Bernhelm betrat mittels einer Lotsenleiter das Pier und betrachtete die Menschen, die die tandoscher Ankunft beobachtet hatten. Er war gespannt wer ihn begrüßen würde und wie sie auf ihn reagieren würden. Da er nicht wusste was ihn hier erwartete hatte er auf eine standesgemäße Erscheinung verzichtet. Das blonde Haar war im Nacken zu einem Zopf gebunden und Krötenhaut, Sklaventod und Entermesser waren möglichen Gefahren geschuldet. Eine Narbe begann links im Haaransatz und zog sich seitlich das Gesicht hinab bis zum Kiefer. Lächelnd schritt er den Menschen am Ende des Piers entgegen.  Aus den Menschen trat einer hervor, der sich auch so schon von den anderen abhob. Knappe zwei Schritt maß der Hüne, das kantige Gesicht war wettergegerbt und von einem schwarzen Bart und langen schwarzen Haaren umrahmt. Doch es fanden sich auch schon ein paar graue Strähnen wie Bernhelm beim Näherkommen bemerkte. Es war ihm auch weder entgangen, dass der große Mann bis auf einen Dolch unbewaffnet war, noch die vier Söldner, die sich mit Armbrüsten rechts und links des Steges auffällig lässig platziert hatten. Mit gespannten Armbrüsten wohlgemerkt. “Herzlich willkommen in Feuerhafen.” Bernhelms Gegenüber grinste breit. “Wir warten schon auf euch und es hätte nicht viel gefehlt und von dem Begrüßungstrunk wären nur noch ein paar Pfützen übrig geblieben. Aber verzeih mir, ich vergaß mich vorzustellen. Mein Name ist Angus Tore von Danbarr, meines Zeichens Rudelführer der Söldlinge des Sturmbanners hier in Quellensprung.” Nachdem auch Bernhelm sich vorgestellt hatte, lud Angus ihn und seine Leute auf den versprochenen Begrüßungstrunk in eines der Häuser ein. ‘Fuxxbau’ war auf einem Schild über der Tür zu lesen. “Bernhelm von Tandosch.” Bernhelm deutete eine Verbeugung an. “Begrüßungstrunk klingt gut. Und da das Sturmbanner für Sicherheit sorgt kann die Freiwache auf Landgang. Die Sankta Efferdane wird die Hafeneinfahrt schützen, die See ist immer noch unruhig.” Bernhelm gab mit der Bootsmannspfeife ein Kommando und von der Mantikor erscholl der Jubel der Freiwache. “Dann zeigt was es hier Gutes gibt.” Kurz darauf hatten Ajnat Maus und Sindar Fuxxfell in der Schenke alle Hände voll zu tun. Beide waren schon eine Ewigkeit beim Sturmbanner und waren einiges gewohnt. Diese Seeleute allerdings hatten wohl wochenlang keinen Landgang gehabt. Zumindest schienen sie von dort wo sie gewesen waren einen gehörigen Durst mitgebracht zu haben. Während sich also Söldner und Seemänner gemeinsam an den Tischen lautstark anfreundeten, hatten sich Bernhelm und Angus an einen Tisch am Rande zurückgezogen. Aber keiner der beiden hatte ein Interesse an einem langen Palaver. Schnell waren die Einzelheiten besprochen, so dass auch sie sich unter ihre Leute mischen konnten. Angus hatte vorher noch einen Boten zum Vogt von Quellensprung geschickt. Man würde die Übergabe dann am morgigen Tagen in seiner Gegenwart vollziehen.

Am nächsten Morgen erblickte das Praiosmal eine recht verschlafene Szenerie. Söldner wie Seeleute hatten die Gelegenheit sich kennenzulernen ausgiebig genutzt. Letzten Endes hatte Sindar die hartnäckigsten unter ihnen mit sanfter Gewalt zum Gehen auffordern müssen. Erst der Verweis auf die leeren Fässer und Flaschen hatte dann aber Wirkung gezeigt. Während die Söldner, sich gegenseitig stützend, den Weg in ihr Lager fanden, mussten die Seeleute noch in die Ruderboote steigen und sich auf den Weg zum Schiff machen. Phexens schützende Hand verhalf allen zu einer sicheren Überfahrt. Auch wenn das Boot nicht den direkten Weg, sondern in Schlangenlinien über die Wellen driftete.

Zum Glück ließ sich der Vogt samt seiner Begleitung Zeit und erschien erst gegen Mittag in Feuerhafen. “Kor zum Gruß, Kendrick.” Angus bemühte sich nicht direkt in die Richtung des Vogts zu sprechen. Der Geschmack in seinem Mund ließ ihn vermuten, dass da eine ordentliche Fahne den Worten folgte. Doch Kendrick ließ sich nichts anmerken. “Wie ich sehe habt ihr unsere Gäste schon in Empfang genommen. Konntet ihr alles notwendige besprechen?” Ohne die Antwort abzuwarten gab er gleich ein paar Befehle und einige Männer aus seiner Begleitung beeilten sich, die Ware auf kleinen Karren an den Strand zu schaffen. Offensichtlich hatte der Vogt von Quellensprung schon Vorsorge treffen lassen, so dass keine Zeit damit verloren wurde den Safran, das Rote Gold Tobriens, erst aus dem Lager zu holen.  Währenddessen war der Phex-Geweihte mit Bernhelm zur Seite getreten. Die beiden kannten sich offensichtlich, wie der Voigt feststellte. Bernhelm und Hector sprachen miteinander. So war es Kendrick lieber. Je weniger Personen davon Kenntnis hatten wo genau das sich das Lager befand, desto besser. “Ich denke wir sollten uns nicht zu lange mit den Formalitäten aufhalten.” gab er seiner Eile Ausdruck. “Bernhelm, wenn Du so gut wärst die Ware selber einmal zu prüfen und mir dann zu bestätigen, dass alles wie besprochen hier an dich und deine Männer übergeben wurde.” Er wusste nur zu gut wie das klang, doch angesichts des Warenwertes sollte alles korrekt ablaufen. Hector, der sich eher wie ein Beobachter im Hintergrund gehalten hatte nickte zufrieden und lächelte. Außerdem war Kendrick sich der wachen Augen seines Gastes bewusst.

Nachdem das letzte Boot mit dem Safran den Hafen verlassen hatte atmete Kendrick, auch wenn alles gut verlaufen war, einmal tief durch. Ab jetzt war es an dem Tandoscher die wertvolle Fracht nach Al’Anfa zu bringen und zu übergeben.

“Vogt Kendrick, was haltet Ihr von einem Kaffee im Handelskontor, da die Ware nun in guten Händen liegt? Wenn der Sohn des Piratenbarons selbst die Lieferung durchführt, brauchen wir uns nicht sorgen.”, fragte Hector gut gelaunt den jungen Mann neben sich. “Sehr gerne, mein Freund. Auch wenn mir die Bezeichnung ‘Kontor’ noch nicht ganz zutreffend erscheint. Aber das sollte sich in Jahresfrist anders anhören und vor allem anschauen. Aber jetzt wollen wir uns daran freuen, dass die erste Lieferung unterwegs und in guten Händen ist.” Und mit einem letzten Blick auf die am Horizont verschwindenden Schiffe begaben sich die beiden Männer in das Kontorhaus.